Akkus, Funda; Hasler, Gregor (9 November 2017). Der metabotrope Glutamatrezeptor Subtyp 5 (mGluR5): Ein vielversprechender Kandidat für eine neue Behandlung der Alkoholsucht (Unpublished). In: 12. atf-Fachtagung.
Hintergrund
Der problematische Alkoholkonsum ist weit verbreitet in der Schweiz. Er schädigt die psychische und körperliche Gesundheit. Er verursacht Leiden für das Umfeld der Betroffenen. Er führt zu Kosten in Milliardenhöhe für die Gesellschaft. Die unermüdliche Arbeit von hochqualifizierten interdisziplinären Behandlungsteams unterstützt die Betroffenen in ihrem Kampf mit dem problematischen Alkoholkonsum. Trotzdem kommt es selbst bei hochmotivierten Personen häufig zu Rückfällen. Wiederholte Rückfälle können die Betroffenen, ihr Umfeld und sogar erfahrene Behandlungsteams demoralisieren.
Um Behandler und Betroffene zu unterstützen, sind neue Behandlungsmethoden gefragt. Diese können aus neuen Erkenntnissen der neurobiologischen Forschung zur Alkoholsucht abgeleitet werden. Aktuelle Untersuchungen zeigen eine wichtige Beteiligung des Hirnbotenstoffs Glutamat an der Alkoholsucht. Insbesondere der metabotrope Glutamatrezeptor Subtyp 5 (mGluR5) scheint eine zentralle Rolle zu spielen. Tierexperimentelle Studien zeigen eindrücklich, dass eine pharmakologische Hemmung der mGluR5 den Alkoholkonsum reduzieren kann. Diese Befunde führen zur Frage, ob bei Menschen mit einer Alkoholsucht eine mGluR5-Pathologie vorliegt.
Ziel
Untersuchung der mGluR5 bei Alkoholsucht. Da Rauchen einen grossen Einfluss auf mGluR5 hat, untersuchten wir ausschliesslich nichtrauchende Probanden.
Methode
In Zusammenarbeit mit der Forel Klinik wurden vierzehn nichtrauchende Patienten mit Alkoholsucht und vierzehn gesunde Nichtraucher eingeschlossen und klinisch untersucht. In Zusammenarbeit mit der ETH Zürich und dem PET-Zentrum des UniversitätsSpitals Zürich wurde mGluR5 erfasst. Die Untersuchung erfolgte mittels Positronenemissionstomographie (PET) mit dem hochspezifischen mGluR5-Marker [11C]ABP688.
Resultate
Wir fanden eine abnormal erhöhte mGluR5-Bindung in Patienten mit Alkoholsucht. Diese Anomalie war am stärksten in der Amygdala ausgeprägt. Eine Untersuchung des Verteilungsmusters der mGluR5 im Gehirn zeigte auch Abweichungen in der Gruppe mit Alkoholsucht. Wir fanden eine erhöhte Kopplung zwischen der mGluR5-Bindung in Hirnregionen beteiligt an der Motivation und der flexiblen Verhaltenssteuerung. Davon betroffen waren vor allem der anteriore cinguläre Cortex, der Gyrus rectus, der mittlere und posteriore Orbitofrontalcortex.
Schlussfolgerung
Wir zeigten eine mGluR5-Anomalie in Patienten mit Alkoholsucht. Diese Anomalie betrifft Hirnregionen von zentraler Bedeutung für die Motivation und die flexible zielgerichtete Verhaltenssteuerung. Unsere Ergebnisse weisen auf eine pathologisch erhöhte mGluR5-Aktivität bei der Alkoholsucht hin. Sie sind konsistent mit den einschlägigen tierexperimentellen Befunden. Zukünftige Studien werden zeigen, ob sich die mGluR-Bindung als Biomarker eignet, um die Rückfallgefahr vorherzusehen. Ferner inspiriert unser Befund die Industrie, die therapeutische Wirkung von Medikamenten, die an den mGluR5-Rezeptor binden, bei Menschen mit Alkoholproblemen zu untersuchen.
Item Type: |
Conference or Workshop Item (Poster) |
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Division/Institute: |
04 Faculty of Medicine > University Psychiatric Services > University Hospital of Psychiatry and Psychotherapy > Translational Research Center |
UniBE Contributor: |
Akkus, Funda, Hasler, Gregor |
Subjects: |
600 Technology > 610 Medicine & health |
Language: |
German |
Submitter: |
Yoan Mihov |
Date Deposited: |
16 Jan 2018 12:34 |
Last Modified: |
05 Dec 2022 15:09 |
URI: |
https://boris.unibe.ch/id/eprint/108814 |