Invasionen und Zusammenbrüche von Baumarten nach der Eiszeit

Tinner, Willy; van der Knaap, Willem Oscar; Conedera, Marco; Ammann, Brigitta (2018). Invasionen und Zusammenbrüche von Baumarten nach der Eiszeit. Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen, 169(2), pp. 60-68. Schweizerischer Forstverein 10.3188/szf.2018.0060

[img] Text
2018_SchweizZForstwes_169_60.pdf - Published Version
Restricted to registered users only
Available under License Publisher holds Copyright.

Download (719kB) | Request a copy

Die Analyse von Pollen, Sporen und Makrofossilien erlaubt es, Mechanismen und Prozesse vergangener Invasionen und Zusammenbrüche von Baumarten zu rekonstruieren und daraus Schlüsse für künftige Entwicklungen zu ziehen. Durch Klimaänderungen und Landnutzung waren die Schweizer Waldgesellschaften seit der letzten Eiszeit stetig Veränderungen unterworfen. Dabei liefen gewisse Invasionen überraschend gleichzeitig im Raum ab. Die Anpassungsprozesse der Ökosysteme setzten nach einer Klimaänderung oder einer Störung rasch ein, dauerten dann aber mehrere Jahrhunderte, da sie mehrere Baumgenerationen umfassten. Die Erkenntnisse aus Klima- und Vegetationsgeschichte lassen vermuten, dass die heutigen, wenig durchmischten Kastanien-, Eichen-, Buchen- und Fichtenwaldgesellschaften besonders anfällig für Invasionen sind, da sie durch die Landnutzung über die Jahrtausende geschaffen wurden und die realisierte klimatische Nische der dominanten Baumarten anthropogen stark geweitet ist. Im Gegensatz dazu ist die von der Weisstanne realisierte klimatische Nische anthropogen stark verengt. Dies bedeutet zum einen, dass die Weisstanne viel klimaelastischer ist, als ihre heutige Verbreitung vermuten lässt, und zum andern, dass neue Pflanzenarten in naturnah bestockte Tannenwaldgesellschaften deutlich schlechter eindringen könnten. Ähnlich, aber weniger ausgeprägt, verhält es sich für Linden-, Ulmen-, Eschen- und Ahornarten. Immergrüne Laubbaumarten aus dem Mittelmeergebiet, die seit Jahrtausenden in der Schweiz heimisch sind, sich aber aufgrund der Klimabedingungen nicht ausbreiten konnten (z.B. Quercus ilex), werden sich wegen des Klimawandels nun vermutlich spontan und innerhalb weniger Jahrzehnte ausbreiten. Solche Invasionen können aus ökologischer Sicht als natürlicher Prozess aufgefasst werden, falls die vordringenden Arten aus den angrenzenden Subtropen stammen.

Item Type:

Journal Article (Original Article)

Division/Institute:

10 Strategic Research Centers > Oeschger Centre for Climate Change Research (OCCR)
08 Faculty of Science > Department of Biology > Institute of Plant Sciences (IPS) > Palaeoecology
08 Faculty of Science > Department of Biology > Institute of Plant Sciences (IPS)

UniBE Contributor:

Tinner, Willy, van der Knaap, Pim, Ammann, Brigitta

Subjects:

500 Science > 580 Plants (Botany)

ISSN:

0036-7818

Publisher:

Schweizerischer Forstverein

Language:

German

Submitter:

Peter Alfred von Ballmoos-Haas

Date Deposited:

01 May 2018 12:16

Last Modified:

05 Dec 2022 15:11

Publisher DOI:

10.3188/szf.2018.0060

Uncontrolled Keywords:

invasions, global change, climate change, forests, vegetation history, Switzerland

BORIS DOI:

10.7892/boris.112166

URI:

https://boris.unibe.ch/id/eprint/112166

Actions (login required)

Edit item Edit item
Provide Feedback