Müller, Andrea Heidy (23 February 2019). Vom Feindbild zum Vorbild? Rezeption der Kubanischen Revolution am Beispiel der Katholischen Kirche Ecuadors (Unpublished). In: 60 Jahre Kubanische Revolution: Kontinuität und Wandel. Universität Augsburg. 22.-23.02.2019.
Wenige Monate nach dem Sieg der Kubanischen Revolution gründete der ecuadorianische Bischof Leonidas Proaño (1910-1988) in der Provinz Chimborazo die Gruppe der „avantgardistischen Katholiken“. Als direkte Reaktion auf die Ereignisse in Kuba rief er Priester und Laien seiner Diözese dazu auf, Massnahmen gegen die Feinde der Katholischen Kirche zu ergreifen. Gemeint waren damit vor allem „der Kommunismus“, „der Protestantismus“ und „der Laizismus“. Die bisherige soziale Ordnung, worin die Kirche seit der Kolonialzeit eine machtvolle Position innehielt, sollte erhalten und der Glaube in der Gesellschaft gestärkt werden. Rund 25 Jahre später, im Jahr 1983, liess sich der gleiche Bischof mit den folgenden Worten in einer Zeitung zitieren: „Ich gehöre zu denjenigen, die eine Revolution wollen, einen radikalen, aber friedlichen Wandel“. Bis heute verehrt als „Bischof der Indios“, gilt Proaño im Andenstaat als prominentester Vertreter der Befreiungstheologie in einem ansonsten sehr konservativ geprägten Kirchenumfeld. Dem Grundsatz der „Option für die Armen“ folgend, setzte sich der „rote Bischof“, wie er von seinen Gegnern genannt wurde, seit Ende der 1960er Jahre für die Anliegen der landlosen Bauern im ecuadorianischen Hochland ein.
Welcher Wandel hat bei Proaño stattgefunden und was bedeutete es, wenn ein Katholischer Bischof in den 1980er Jahren eine Revolution forderte? In diesem Beitrag werden Rezeptionen und Aufarbeitungen der Kubanischen Revolution am Beispiel der Katholischen Kirche Ecuadors betrachtet. Dabei werden die Vorstellungen von Revolution und die Frage nach der Deutungshoheit über „die Revolution“ innerhalb der verschiedenen Positionen des Klerus herausgearbeitet. Es wird dabei auch gefragt, inwiefern die Reformen innerhalb der Katholischen Kirche seit dem II. Vatikanischen Konzil (1962-1965) sowie die Entstehung der Befreiungstheologie in Lateinamerika mit den Ereignissen in Kuba in Zusammenhang stehen. Insgesamt soll in diesem Beitrag eine kritische Besprechung der Befreiungstheologie angestellt werden, die in der historischen Forschung zum Thema bisher wenig Platz gefunden hat. Grundlage für diese Arbeit bilden ecuadorianische Kirchenarchive sowie Interviews mit Zeitzeugen.
Item Type: |
Conference or Workshop Item (Speech) |
---|---|
Division/Institute: |
06 Faculty of Humanities > Department of History and Archaeology > Institute of History > Institute of History, Iberian and Latin American History |
Graduate School: |
Graduate School of the Arts and Humanities (GSAH) |
UniBE Contributor: |
Müller, Andrea Heidy |
Subjects: |
900 History > 980 History of South America |
Language: |
German |
Submitter: |
Andrea Heidy Müller |
Date Deposited: |
24 Jul 2019 08:30 |
Last Modified: |
05 Dec 2022 15:29 |
URI: |
https://boris.unibe.ch/id/eprint/131418 |