Ruhe und Ordnung! Vorarlberg zwischen demokratischem Anbinden an die Schweiz und faschistischen Alternativen in Berlin und Wien 1918–1938

Segesser, Daniel Marc; Weber, Wolfgang (13 November 2021). Ruhe und Ordnung! Vorarlberg zwischen demokratischem Anbinden an die Schweiz und faschistischen Alternativen in Berlin und Wien 1918–1938 (Unpublished). In: Regionale Frühfaschismen. Faschistische Herrschaftsdurchsetzung und -rezeption im interregionalen Vergleich. Brixen/Bressanone. 12. - 13.11.2021.

Nachdem die schweizerischen Behörden im November 1918 den Landesstreik mit militärischer Unterstützung nach wenigen Tagen beendet hatten, wurde die Schweiz in Vorarlberg zum Sehnsuchtsort für eine konservative Elite, welche eine Rückkehr zu gesellschaftspolitischer Ruhe und Ordnung anstrebte. Nachdem trotz eines mit überwältigender Mehrheit angenommenen Verhandlungsmandats der Beitritt Vorarlbergs zur Schweiz zu Beginn der 1920er Jahre gescheitert war, bemühten sich christlichsoziale Parteigänger im Land um Landeshauptmann und Kurzzeit-Bundeskanzler Otto Ender während der 1920er Jahre darum, die Vorstellungen eines auf eine solche Ruhe und Ordnung bedachten katholischen Vorarlbergs im Rahmen der österreichischen Republik zu verwirklichen.
Diese Personen blickten dabei auf das faschistische Italien als mögliches Modell zur Aufrechterhaltung ihres übergeordneten Zieles. Die nationalsozialistische Alternative lehnten sie angesichts von dessen Säkularismus und Sozialismus ab. Der Nationalsozialismus war in Vorarlberg eine originäre Bewegung der Staatsbediensteten und Handwerker, welche sich bis Ende der 1920er Jahre als eine gespaltene Bewegung präsentierte: Auf der einen Seite die Anhänger Adolf Hitlers und der NSDAP, auf der anderen die Proponenten eines österreichischen Nationalsozialismus um Karl Schulz. Letztere waren bis 1930 bei Wahlen erfolgreicher und stellten in einigen Vorarlberger Gemeinden Vertreter in den Kommunalparlamenten. Sie gründeten die erste Vorarlberger SA und waren in Gewerkschaften aktiv.
Unser Vortrag fragt danach, wie die konservativen Eliten in Vorarlberg ständestaatliche Ideen, Ansätze einer faschistischen Ordnung sowie den Hitlerschen und den Schulzschen Nationalsozialismus mit der weiterhin bestehenden Überzeugung zu verknüpfen suchten, dass Ruhe und Ordnung im Land dann am besten gewährleistet wären, wenn die politische Selbstbestimmung des Landes Vorarlberg möglichst hoch bliebe. Er problematisiert weiters Transitionsprozesse von Ideen einer «demokratischen Volksherrschaft» zu einem autoritären System von zumindest zwei Faschismen, dem deutschen und dem österreichischen.

Item Type:

Conference or Workshop Item (Speech)

Division/Institute:

06 Faculty of Humanities > Department of History and Archaeology > Institute of History
06 Faculty of Humanities > Department of History and Archaeology > Institute of History > Modern and Contemporary History
06 Faculty of Humanities > Department of History and Archaeology > Institute of History > Economic, Social and Environmental History

UniBE Contributor:

Segesser, Daniel

Subjects:

900 History
900 History > 940 History of Europe

Language:

German

Submitter:

Daniel Segesser

Date Deposited:

23 Nov 2021 09:25

Last Modified:

05 Dec 2022 15:54

URI:

https://boris.unibe.ch/id/eprint/160462

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