Schmitz, Felix Michael; Bauer, Daniel; Schnabel, Kai Philipp; Woermann, Ulrich; Guttormsen, Sissel (September 2021). Lernen mit Anwendungsbeispielen als Vorbereitung für simulierte Patientengespräche: Optimierung des Lerneffekts mithilfe von Annotationen. In: Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House 10.3205/21gma067
Hintergrund: Das Überbringen schlechter Nachrichten wie die Kommunikation einer Stillgeburt oder einer gravierenden Krankheit ist für Ärzt*innen eine enorm anspruchsvolle Aufgabe. Eine ungenügende Kommunikation mit Patient*innen kann sich nachteilig auf deren seelischen und körperlichen Gesundheitszustand auswirken. Eine angemessene Kommunikation wiederum ist mit vorteiligen Effekten wie Symptomverbesserung oder Schmerzkontrolle, Einhaltung des Behandlungsplans, Verständnis medizinischer Information, Bewältigung und Zufriedenheit assoziiert [1]. Diese Gegebenheiten reflektieren den Konsens darüber, dass das Überbingen schlechter Nachrichten eines spezifischen Kommunikationstrainings bedarf; und das beginnend in der universitären Ausbildung. Übungsgespräche mit Simulationspersonen (SPs) werden hierzu einhellig empfohlen. Da solche Sequenzen aufwändig in Planung und Umsetzung sind, können medizinische Fakultäten nur begrenzt Trainingszeit mit SPs anbieten. Somit ist es unabdingbar, dass Medizinstudierende sich erfolgreich auf diese Trainings vorbereiten, um optimal davon zu profitieren [2]. Neue Studien (z.B. [2]) zeigen, dass Lerninterventionen mit Anwendungsbeispielen (worked examples) zum Überbringen schlechter Nachrichten einer erfolgreichen Vorbereitung zuträglich sind. Nun soll geklärt werden, inwiefern dieser Lerneffekt weiter optimiert werden kann.
Frage: Inwiefern beeinflussen Anwendungsbeispiele in Abhängigkeit
1. ihrer Präsentationsform (Video vs. Text) und
2. der Hinzugabe von Annotationen zur Akzentuierung zentraler Lerninhalte (Annotationen vs. keine Annotationen)
die studentische Leistung (Überbringen einer schlechten Nachricht) in Gesprächssituationen mit SPs?
Methoden: N=147 Berner Medizinstudierende nahmen an den Feldversuchen teil. Sie absolvierten ein obligatorisches Kommunikationstraining mit SPs und wurden vorgängig per Zufall einer von insgesamt vier Gruppen zugeteilt (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]). Jede Gruppe bereitete sich anhand des entsprechend variierten, ansonsten aber inhaltsgleichen Beispiels auf das Training vor. Im Beispiel wurde ein Arzt-Patienten-Gespräch entlang des SPIKES Modells [3] präsentiert. Die nachfolgende Aufgabe für die Studierenden bestand darin, einer SP eine schlechte Nachricht entlang desselben Modells zu überbringen. Diese Leistungen wurden von drei Evaluator*innen unter Verwendung publizierter Checklisten (siehe [2]) bewertet.
Ergebnisse: Die Studierenden in den Annotationsgruppen überbrachten der SP die schlechte Nachricht signifikant angemessener als die verbleibenden Gruppen (Haupteffekt „Annotationen“). Keine anderen Haupt- oder Interaktionseffekte wurden nachgewiesen.
Konklusion: Der Lerneffekt von Anwendungsbeispielen zum Überbringen schlechter Nachrichten kann anhand von Anmerkungen, die wichtige Inhalte akzentuieren, bedeutsam optimiert werden – und das ist unabhängig von der Präsentationsform der Beispiele. Das ist eine kritische Erkenntnis, zumal Textbeispiele schneller und billiger produzierbar sind.
Item Type: |
Conference or Workshop Item (Abstract) |
---|---|
Division/Institute: |
04 Faculty of Medicine > Medical Education > Institute for Medical Education 04 Faculty of Medicine > Medical Education > Institute for Medical Education > Education and Media Unit (AUM) |
UniBE Contributor: |
Schmitz, Felix Michael, Bauer, Daniel, Schnabel, Kai, Woermann-Walthert, Ulrich, Guttormsen, Sissel |
Subjects: |
600 Technology > 610 Medicine & health |
Publisher: |
German Medical Science GMS Publishing House |
Language: |
German |
Submitter: |
Daniel Bauer |
Date Deposited: |
16 Nov 2021 16:01 |
Last Modified: |
02 Mar 2023 23:35 |
Publisher DOI: |
10.3205/21gma067 |
URI: |
https://boris.unibe.ch/id/eprint/160471 |