Kienle, Rolf; Hitzblech, Tanja; Freytag, Julia; Sehy, Victoria (September 2021). Das Visitengespräch als Lerninhalt im Medizinstudium. In: Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House 10.3205/21gma276
Fragestellung/Zielsetzung: Das Visitengespräch ist für Diagnostik, Prognoseeinschätzung und Therapieentscheidungen in interprofessionellen Stationsteams unerlässlich. Die Erwartungen des Stationsteams an das Gespräch unterscheiden sich oft grundlegend von denen der behandelten Person. Während für das interprofessionelle Versorgungsteam diagnostische Informationen und Therapieplanung im Vordergrund stehen, ist für die behandelte Person meist ihre emotionale Situation und die Bewältigung der Krankheitsfolgen zentral. Auch Störungen im Ablauf (z.B. Telefonanrufe, Piepser) lassen sich nicht immer vermeiden. Nicht zuletzt aus diesen Gründen muss die ärztlich tätige Person, welche die Visite leitet, eine hohe Gesprächsführungskompetenz zeigen, damit die Ergebnisse der Visite für alle Beteiligten befriedigend sind („verhinderter Dialog“).
Die Studierenden im Modellstudiengang der Charité üben die Durchführung von Stationsvisiten in einem Kommunikationstraining. Das Training wird seit dem WS 2018/19 im fünften Semester durchgeführt und umfasst zwei Unterrichtseinheiten, in denen zunächst der idealtypische Ablauf der Visite und der Umgang mit Störungen thematisiert werden. Anschließend werden Rollenspiele durchgeführt und ausgewertet.
Methoden: Das Kommunikationstraining wird nach Abschluss von den Studierenden online anhand standardisierter Items auf einer fünfstufigen Likert-Skala (stimme voll zu, stimme zu, teils/teils, stimme nicht zu, stimme gar nicht zu) evaluiert.
Ergebnisse: Im WS 2018/19 und im SoSe 2019 evaluierten sowohl die Studierenden als auch die Lehrenden das Kommunikationstraining jeweils am Semesterende (fünfstufige Likert-Skala). Die Studierenden stimmten mit 54% voll oder teilweise der Aussage zu: „Ich habe durch das Training gelernt, ein Visitengespräch zu führen.“, 29% gaben Unentschiedenheit an und 17% stimmten nicht oder gar nicht zu. Die Lehrenden stimmten der Aussage „Die Studierenden haben durch das Training gelernt, ein Visitengespräch zu führen“ zu 61% voll oder teilweise zu, 30% gaben an, unentschieden zu sein und 9% stimmten nicht zu. Die Rücklaufquoten betrugen für die Studierenden 23% (WS 2018/19) und 16% (SoSe 2019) sowie für die Lehrenden 41% (WS 2018/19) und 24% (SoSe 2019).
Diskussion: Nur etwa die Hälfte der Studierenden und etwa zwei Drittel der Dozierenden berichteten, die Kompetenz, ein Visitengespräch zu führen, durch das Training erworben zu haben. Diese Zustimmungswerte könnten darauf zurückzuführen sein, dass sich eine derart komplexe Gesprächsführungskompetenz nicht allein in einem Training von zwei Unterrichtseinheiten erlernen lässt. Es wird deswegen in höheren Semestern weitere Möglichkeiten im Studierendenunterricht geben, Visitengespräche zu reflektieren. So kann im Sinne einer Lernspirale diese Gesprächsführungskompetenz weiter verbessert werden.
Take Home Message: Ein Training zur Durchführung von Visitengesprächen wurde realisiert. Studierende und Dozierende berichteten einen Kompentenzzuwachs.
Item Type: |
Conference or Workshop Item (Abstract) |
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Division/Institute: |
04 Faculty of Medicine > Medical Education > Institute for Medical Education > Education and Media Unit (AUM) |
UniBE Contributor: |
Hitzblech, Tanja |
Subjects: |
600 Technology > 610 Medicine & health |
Publisher: |
German Medical Science GMS Publishing House |
Language: |
German |
Submitter: |
Daniel Bauer |
Date Deposited: |
19 Nov 2021 13:26 |
Last Modified: |
05 Dec 2022 15:54 |
Publisher DOI: |
10.3205/21gma276 |
URI: |
https://boris.unibe.ch/id/eprint/160679 |