Der Schulterblick im Fußball – Kinematische Analysen und ein Okklusionsparadigma

Vater, Christian; Louis, Ian; Bumbach, Daniel (2021). Der Schulterblick im Fußball – Kinematische Analysen und ein Okklusionsparadigma. In: Höner, Oliver; Wachsmuth, Svenja; Reinhard, Martin Leo; Schultz, Florian (eds.) Abstractband. 53. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie: Talententwicklung & Coaching im Sport. Tübingen. 13.05.-15.05.2021.

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Um korrekte Handlungsentscheidungen im Fußball treffen zu können, müssen Spieler*innen regelmäßig einen Schulterblick ausführen um Aktionen von Mit- und Gegenspieler*innen wahrzunehmen (Jordet, Bloomfield und Heijmerikx, 2013). Je besser die Situation im Rücken wahrgenommen wird, desto besser scheinen die Passentscheidung nach Erhalt des Balles zu sein (Phatak & Gruber, 2020). Doch wie lange ist ein funktionaler Schulterblick und welche Informationen können während eines Schulterblicks wahrgenommen werden? Um diese Fragen zu beantworten wurde zunächst die Kinematik von Schulterblicken mithilfe eines Bewegungserfassungssystems (VICON) analysiert (Experiment 1). Im Anschluss wurde mit einem Okklusionsparadigma untersucht, welche Informationen während des Schulterblickes wahrgenommen werden (Experiment 2). In beiden Experimenten wurden fußballerfahrenen Spielerinnen und Spielern dynamische Virtual-Reality-Animationen im Rücken präsentiert sodass Situationsveränderungen (z.B. das Freilaufen eines Spielers) mittels Schulterblick wahrgenommen werden sollten. Das Zuspiel des Balles erfolgte durch einen von zwei erfahrenen Fußballspielern die sich ebenfalls im Labor befanden. Sie spielten sich solange Pässe zu, bis sie ein akustisches Signal über ihre Kopfhörer hörten, welches Ihnen signalisierte, dass sie einen Pass auf die/den Versuchsteilnehmende*n spielen sollten. Diese*r nahm den Ball auf, drehte sich mit Ball zur Leinwand und sollte einen Pass auf einen freien (virtuellen) Mitspieler spielen oder den Ball zum Passgeber zurückspielen, falls kein Spieler anspielbar war. Experiment 1 (n = 13) zeigte, dass ein Schulterblick durchschnittlich 0.58s (± 0.10s) dauert und alle 3.58s (± 0.85s) ausgeführt wird. Experiment 2 (n = 23) konnte die mittlere Dauer eines Schulterblicks (M = 0.58 ± 0.08s) bestätigen. Die Dauer zwischen den Schulterblicken wurde jedoch etwas kürzer (M = 2.18 ± 0.48s), was wahrscheinlich durch die zusätzliche Aufgabe der Detektion von okkludierten Spielern erklärt werden kann. Die Detektionsleistung von okkludierten Spielern zeigte einen signifikanten Effekt für Okklusionsort, F(2,44) = 7.653, p = .001, η²p = 0.258. Post-hoc Analysen ergaben, dass es keine Unterschiede bei der Erkennung von Okklusion von Angreifern und Verteidigern gab, dass jedoch die Okklusion des Torhüters (als nicht aufgabenrelevantem Okklusionsort) signifikant schlechter erkannt wurde als die von Angreifern und Verteidigern. Die Ergebnisse zeigen also, dass Fussballspielerinnen und Spieler in der Lage sind, innerhalb kürzester Zeit relevante Informationen wahrzunehmen und irrelevante Informationen auszublenden. Aufgrund der geringen Dauer eines Schulterblicks wird vermutet, dass der peripheren Wahrnehmung eine hohe Bedeutung zukommt, da 580ms ausreichen um alle Informationen foveal wahrzunehmen. Ein Blickanker zwischen relevante Informationen erscheint daher funktionaler (Vater, Williams und Hossner, 2020); eine Prädiktion die aktuell überprüft wird.

Item Type:

Conference or Workshop Item (Abstract)

Division/Institute:

07 Faculty of Human Sciences > Institute of Sport Science (ISPW)
07 Faculty of Human Sciences > Institute of Sport Science (ISPW) > Movement and Exercise Science

UniBE Contributor:

Vater, Christian

Subjects:

700 Arts > 790 Sports, games & entertainment

Language:

German

Submitter:

Christian Vater

Date Deposited:

07 Feb 2022 07:58

Last Modified:

05 Dec 2022 16:04

BORIS DOI:

10.48350/164547

URI:

https://boris.unibe.ch/id/eprint/164547

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