Das Alemannische der Rätoroman*innen in Bern: lokale Netzwerke und langfristige Akkommodation

Büchler, Andrin (11 June 2022). Das Alemannische der Rätoroman*innen in Bern: lokale Netzwerke und langfristige Akkommodation (Unpublished). In: 8avel Colloqui retoromanistic. Curaglia. 8–11.06.2022.

Das vorliegende Forschungsprojekt beschäftigt sich mit inländischer Migration von Rätoroman*innen und deren sozialen und linguistischen Effekte. Sprecher*innen des Rätoromanischen erwerben i.d.R. in der Kindheit oder Jugend nebst Standarddeutsch eine dem Churerrheintalischen ähnliche Varietät des Alemannischen (vgl. Eckhardt 2021). Wenn sie im jungen Erwachsenenalter in die Deutschschweiz ziehen, treffen sie vermehrt auf Sprecher*innen anderer alemannischer Varietäten, was zu Dialektkontakt führt.
Die von Rätoroman*innen gesprochene L2-Varietät des Alemannischen ist bislang nur vereinzelt untersucht worden (vgl. Weinreich 1951/2011; Eckhardt 2021). Weiter liegen zurzeit nur wenige Arbeiten vor, die sich mobilen Personen angenommen haben und somit Akkommodationseffekte im Schweizerdeutschen beschrieben haben (vgl. Christen/Schmidlin 2019: 221). Die vorliegende Arbeit setzt hier an, indem untersucht wird, welche linguistischen und sozialen Faktoren langfristige Akkommodationsprozesse in der L2-Varietät des Alemannischen von nach Bern migrierten Rätoroman*innen determinieren. Es soll gezeigt werden, dass das soziale Netzwerk und insbesondere die Frequenz des Kontakts zu deutschsprachigen Personen aus Bern entscheidend sind, um diese Akkommodationstendenzen zu erklären.
Hierfür wurden soziolinguistische Interviews mit 40 Personen (20 weiblich und 20 männlich) im Alter zwischen 20 und 40 Jahren, die von Graubünden nach Bern gezogen sind, geführt. Das Korpus beinhaltet spontansprachliches Material sowie u.a. Angaben zu egozentrierten Netzwerken der Teilnehmer*innen. Die variationslinguistische Analyse basiert auf zwei Variablen, wortinitiales (k) (z.B. chönne) und wortfinales (-ə) (z.B. renne), für die im Churerrheintalischen typische Varianten existieren. Langfristige Akkommodation bedeutet, dass die Sprecher*innen diese typischen churerrheintalischen Varianten ablegen und in Richtung von Varianten konvergieren, die im Berndeutschen oder anderen mittelländischen Varietäten des Schweizerdeutschen verbreitet sind. Die Resultate zeigen, dass die Frequenz des Kontakts zu Personen aus Bern und/oder dem Mittelland, aber gleichzeitig auch zu Personen aus Graubünden, in der Tat ein entscheidender Faktor ist – wenn auch nicht der alleinige –, der mit dem Grad an Akkommodation korreliert.

Literatur
Christen, Helen/Schmidlin, Regula (2019): „Die Schweiz“. In: Beyer, Rahel, Plewnia, Albrecht (eds.): Handbuch des Deutschen in West- und Mitteleuropa. Sprachminderheiten und Mehrsprachigkeitskonstellationen. Tübingen, Narr/Francke/Attempto: 193–244.
Eckhardt, Oscar (2021): Alemannisch in der Rumantschia: Die Alemannischen Dialekte im Romanischen Sprachraum von Trin, Ilanz, Trun und Scuol. Stuttgart: Steiner. (= ZDL Beihefte 183).
Weinreich, Uriel (2011 [1951]): Languages in contact: French, German and Romansh in twen- tieth-century Switzerland. Hrsg. von Ronald I. Kim. Digitale Reprod. Amsterdam: Benjamins.

Item Type:

Conference or Workshop Item (Speech)

Division/Institute:

06 Faculty of Humanities > Department of Linguistics and Literary Studies > Institute of Germanic Languages
06 Faculty of Humanities > Department of Linguistics and Literary Studies > Institute of Germanic Languages > Sociolinguistics

Graduate School:

Graduate School of the Humanities (GSH)

UniBE Contributor:

Büchler, Andrin

Subjects:

400 Language > 410 Linguistics
400 Language > 430 German & related languages

Language:

German

Submitter:

Andrin Büchler

Date Deposited:

21 Jun 2022 10:26

Last Modified:

05 Dec 2022 16:21

URI:

https://boris.unibe.ch/id/eprint/170752

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