Leptospiren sus und bos – Klinik auf Bestandsebene

Grahofer, Alexander (6 May 2022). Leptospiren sus und bos – Klinik auf Bestandsebene. In: 9. Schweizerische Tierärztetage.

Leptospirose ist eine bakteriell bedingte Erkrankung, die mit
Fruchtbarkeitsstörungen in Schweine- und Wiederkäuerbeständen
einhergehen kann, und in einem solchen Fall zu
wirtschaftlichen Verlusten führt. In der Schweiz ist die Erkrankung
eine zu bekämpfende Tierseuche, sodass ihr Auftreten
gemeldet werden muss. Aufgrund des zoonotischen Potenzials
des Erregers muss bei Ausbruch einer Erkrankung besonders
auf Hygienemassnahmen geachtet werden. Ratten und Mäusesind
das Hauptreservoir für eine Infektion beim Menschen,
aber auch die Übertragung durch andere Säugetiere ist möglich.
Die Ansteckung erfolgt über kleinste Verletzungen in der
Haut und über die Schleimhaut. Der Krankheitsverlauf beim
Menschen ist in 90 % der Fälle eher mild.
Das klinische Bild bei den Nutztieren ist abhängig von der
Bakterienart und dem jeweiligen Serovar. Die häufigsten Untersuchungen
werden eingeleitet, wenn es auf Herdenebene
zu Fruchtbarkeitsstörungen kommt, wobei Leptospirose in den
meisten Fällen eine Ausschlussdiagnose ist. Gemäss den Auswertungen
vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen
wurden in den vergangenen 6 Jahren insgesamt
4 Fälle beim Rind und 2 Fälle beim Schwein gemeldet. Dabei
stellt sich die Frage, ob die Erkrankung in der Schweiz tatsächlich
nicht so verbreitet ist, oder zu wenige Untersuchungen
durchgeführt werden?
Die Leptospirose in einem Nutztierbestand kann neben der
gesundheitlichen Gefahr für den Menschen zu erheblichen
wirtschaftlichen Verlusten führen. Eher selten präsentiert sich
die Leptospirose beim Nutztier mit den typischen Symptomen
wie Ikterus, Hämoglobinurie und hohem Fieber, Enteritiden
und/oder zentralnervösen Störungen. Häufiger sind Aborte
bzw. ein ausbleibender zweiter positiver Trächtigkeitsnachweis
um den 65 Tag p.i. und Leistungseinbussen einhergehend
mit einem schlaffen Euter als Symptome bei Rind anzutreffen,
seltener die Geburt lebensschwacher Kälber. Hauptsymptome
bei einem akuten Verlauf bei Sauen sind Aborte in der
2. Trächtigkeitshälfte sowie die Geburt lebensschwacher und
mumifizierter Ferkel. Des Weiteren geht die Erkrankung mit
einer erhöhten Saugferkelmortalität einher. An abortierten
Feten fallen eine blutig-sulzige Subkutis sowie Ansammlung
braunroter Flüssigkeit in den Körperhöhlen auf. Des Weiteren
können häufig herdförmige Nekrosen in der Leber festgestellt
werden. Für die Diagnostik der Erkrankung auf Herdenebene
gilt der Mikroagglutinationstest (MAT) als Goldstandard. Dafür
müssen 10 % der Herde, mindestens aber 10 Tiere beprobt
werden. Der Antikörpernachweis bei Einzeltieren hat wenig
Aussagekraft. Der Erregernachweis durch PCR ist aus fötalem
Gewebe sowie Körperflüssigkeiten möglich. Die Ursachenfindung
für den Eintrag des Erregers in den Bestand hingegen
gestaltet sich in der Regel sehr schwierig. Zum Beispiel ist es
schwierig, Material von Ratten für weiterführende Diagnostik
zu gewinnen. Des Weiteren hat sich die Wasseranalyse als
Nachweis für den Eintrag von Leptospiren in der Schweiz als
schwierig erwiesen.
Deuten die Serumtiter auf eine Infektion des Bestandes hin,
sollten entsprechende Biosicherheitsmassnahmen umgesetzt
werden, damit der Mensch geschützt und eine Verbreitung so
gut wie möglich vermindert (intern) bzw. unterbunden (extern)
wird.
In Nutztierbeständen sollte nach einem Nachweis einer Infektion
mit Leptospiren eine Sanierung vorgenommen werden.
Hierbei führt eine Kombination aus antibiotischer Therapie,
Impfung und Managementmassnahmen zum Erfolg. Zurzeit
ist in der Schweiz kein Impfstoff gegen Leptospira spp. zugelassen.
Im Fall wiederkehrender resp. länger anhaltender
Reproduktionsstörungen kann unter Beachtung behördlicher
Auflagen mit einer Sonderbewilligung ein zugelassener Impfstoff
aus dem Ausland importiert werden. Es stehen verschiedene
Impfstoffe zur Auswahl. Die Ergebnisse der Sanierung
sind durch mehrere serologische Untersuchungen zu kontrollieren.
Eine regelmässige Schadnagerbekämpfung im Bestand
sollte implementiert werden, um eine erneute Einschleppung
in die Herde zu verhindern. Des Weiteren empfiehlt es sich bei
Ankauf neuer Tiere den Titer für Leptospiren zu untersuchen,
um eine eine Einschleppung in freie Herden durch Tierzukäufe
zu vermeiden.

Item Type:

Conference or Workshop Item (Speech)

Division/Institute:

05 Veterinary Medicine > Department of Clinical Veterinary Medicine (DKV) > Swine Clinic
05 Veterinary Medicine > Department of Clinical Veterinary Medicine (DKV)

UniBE Contributor:

Grahofer, Alexander

Subjects:

600 Technology > 630 Agriculture
500 Science
600 Technology > 610 Medicine & health

Language:

German

Submitter:

Nathalie Viviane Zollinger

Date Deposited:

24 Nov 2022 07:45

Last Modified:

02 Feb 2023 13:23

URI:

https://boris.unibe.ch/id/eprint/175040

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