Inkonsistenzen in längsschnittlichen Episodendaten

von Rotz, Christina; Koomen, Maarten; Trommer, Maximilian; Scheller, Percy (2023). Inkonsistenzen in längsschnittlichen Episodendaten. In: Plausibilisierung: Eine Handreichung zum Umgang mit inkonsistenten Daten in den Sozialwissenschaften. Bausteine Forschungsdatenmanagement. Empfehlungen und Erfahrungsberichte für die Praxis von ForschungsdatenmanagerInnen (pp. 64-81). GESIS

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Episoden (Spells) sind zeitliche Verläufe von Tätigkeiten oder Zuständen, die in verschiedenen Formen erhoben werden können und typischerweise in einem Episoden-File (im Längsschnittdatenformat) publiziert werden. Episoden sind meist definiert durch einen Anfangs- und einen Endzeitpunkt (z. B. Jahre, Monate, Wochen, Tage, Stunden, Minuten etc.), seltener auch durch einen Zeitpunkt und eine Länge oder durch verschiedene, diskrete Zeiträume.79 Episoden werden bestimmt durch ein oder mehrere Merkmale eines Zustandes oder einer Tätigkeit. Dies können in Abhängigkeit des Forschungsinteresses und des Zeithorizonts sowohl sehr langfristige Merkmale, wie zum Beispiel Erwerbstätigkeit, Arbeitslosigkeit, Ehedauer, Vereinszugehörigkeit oder Wohnorte.

Messungen sich überschneidender Zeiträume sind für Episodendaten in standardisierten Panelbefragungen üblich (vgl. Abbildung 13) und bei lang andauernden Episoden können sich auch Mehrfachmessungen zu der gleichen Tätigkeitsepisode ergeben (vgl. Abbildung 13, 3. Zeile). Beides kann Widersprüche zwischen den Messwerten generieren. Ferner kann sich die Kombination verschiedener Episoden zu einem bestimmten Zeitpunkt inhaltlich auch völlig ausschließen (z. B. arbeitslos und 100% arbeitstätig; essen und schlafen).

Die kognitive Psychologie unterscheidet sieben Komponenten des Antwortprozesses,
encoding, storage, comprehension, retrieval, integration, mapping und editing. Sozialforscher:innen haben keinen Einfluss auf die Kodierung (encoding) und Speicherung (storage) von Informationen; sie können in der Datenerhebungsphase den Abrufprozess (comprehension -> retrieval -> integration -> mapping -> editing), eine autobiografische Frage zu beantworten, aber durch geeignete Stimuli erleichtern. Stimuli können den Gedächtnisabruf erleichtern, ohne den Befragten Antwortvorgaben aufzudrängen. Die Beantwortung einer autobiographischen Frage, also a) die Erinnerung und b) die
Datierung eines autobiographischen Ereignisses, sind dabei zwei unabhängige Prozesse. Neben den richtigen Stimuli hängt das Abrufen einer Information von weiteren Faktoren ab. Es hat sich gezeigt, dass eine Verlängerung des Zeitintervalls zwischen einem bestimmten Ereignis und der Messung zu einer Verzerrung bei der Erinnerung an das genaue Datum dieses Ereignisses führen kann – bekannt als forward telescoping. Widersprüche in den Episodendaten können demnach immer sowohl auf Messfehler in der aktuellen Panelwelle als auch auf Messfehler in früheren Wellen hindeuten.

Item Type:

Book Section (Report Section)

Division/Institute:

03 Faculty of Business, Economics and Social Sciences > Social Sciences > Institute of Sociology

UniBE Contributor:

von Rotz, Christina, Koomen, Maarten (A)

Subjects:

300 Social sciences, sociology & anthropology

Publisher:

GESIS

Projects:

[1036] Transitions from Education to Employment (TREE) Official URL

Language:

German

Submitter:

Thomas Meyer

Date Deposited:

15 Nov 2023 07:01

Last Modified:

28 Jan 2024 23:34

BORIS DOI:

10.48350/188928

URI:

https://boris.unibe.ch/id/eprint/188928

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