Plener, Paul L.; Kaess, Michael (2023). Suizidalität im Kindes- und Jugendalter. In: Fegert, Jörg; Resch, Franz; Plener, Paul; Kaess, Michael; Döpfner, Manfred; Konrad, Kerstin; Legenbauer, Tanja (eds.) Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters. Springer Reference Medizin (pp. 1-15). Berlin, Heidelberg: Springer 10.1007/978-3-662-49289-5_128-1
Full text not available from this repository.Das Kindes- und Jugendalter stellt jene Entwicklungsperiode dar, in der sich suizidales Verhalten häufig zum ersten Mal zeigt. So findet sich eine Häufung von Suizidgedanken, wie auch Suizidversuchen mit zunehmendem Jugendalter. Die Zahl der Suizide ist (vor allem verglichen mit den Zahlen im Erwachsenenalter) dennoch als relativ gering zu bezeichnen. In den letzten Jahrzehnten kam es hier zu einer erfreulichen Entwicklung dergestalt, dass die Suizide in der Altersgruppe der unter 18-Jährigen weltweit wie auch in Deutschland abgenommen haben. Als Gründe hierfür werden einerseits suizidpräventive Interventionen, wie auch die bessere kinder- und jugendpsychiatrische und -psychotherapeutische Versorgung ins Feld geführt. Da Kinder und Jugendliche sich aufgrund ihres Entwicklungsalters in verschiedenen Systemen bewegen (Familien, Schule/Ausbildung, soziales Umfeld), ist es für die Suizidprävention in dieser Altersgruppe wesentlich multi- und interdisziplinäre Ansätze zu verfolgen. Besonderes Augenmerk ist in dieser Altersgruppe auch auf den Einfluss von Mobbing und den Gebrauch (sozialer) Medien zu legen. Hier ist einerseits der Effekt der Darstellung suizidalen Verhaltens in Serien, oder auch in sozialen Medien zu beachten, andererseits könnten gerade diese neuen medialen Umgangsformen einen niedrigschwelligen Zugang zu suizidpräventiven Inhalten oder auch zu Therapien bieten. Betrachtet man die evidenzbasierten Suizidpräventionsprogramme, so ist neben einer Reduktion des Zugangs zu potenziellen Suizidmitteln (wie etwa der Packungsgröße von Analgetika) vor allem der Zugang über die Schule im Rahmen der schulbasierten Prävention zu benennen. Es existieren evidenzbasierte Programme, die jedoch noch nicht flächendeckend in Deutschland Anwendung finden. Insgesamt kann festgehalten werden, dass (psycho-)therapeutische Interventionen bei suizidalen Jugendlichen einen großen Nutzen (im Sinne einer Verminderung von Suizidgedanken oder weiteren Suizidversuchen) zeigen konnten, wobei hier vor allem der Einbezug von Familienmitgliedern oder anderen wichtigen Bezugspersonen wesentlich zu sein scheint. Für die Zukunft wäre ein flächendeckendes Angebot an evidenzbasierten suizidpräventiven Maßnahmen im schulischen Rahmen, ebenso wie die Schaffung von niedrigschwelligen Therapieangeboten für Kinder und Jugendliche mit suizidalem Verhalten empfehlenswert.
Item Type: |
Book Section (Encyclopedia Article) |
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Division/Institute: |
04 Faculty of Medicine > University Psychiatric Services > University Hospital of Child and Adolescent Psychiatry and Psychotherapy |
UniBE Contributor: |
Kaess, Michael |
Subjects: |
600 Technology > 610 Medicine & health |
ISBN: |
978-3-662-49289-5 |
Series: |
Springer Reference Medizin |
Publisher: |
Springer |
Language: |
German |
Submitter: |
Chantal Michel |
Date Deposited: |
27 Dec 2023 15:02 |
Last Modified: |
27 Dec 2023 15:02 |
Publisher DOI: |
10.1007/978-3-662-49289-5_128-1 |
URI: |
https://boris.unibe.ch/id/eprint/190823 |