Eine Arbeit wie jede andere? Rechtliche Aushandlungen von Live-in Betreuungsverhältnissen in der Schweiz

Schilliger, Sarah Berit; Steiner, Jennifer (2024). Eine Arbeit wie jede andere? Rechtliche Aushandlungen von Live-in Betreuungsverhältnissen in der Schweiz (In Press). In: Cottier, Michelle; Scheiwe, Kirsten; Voithofer, Caroline (eds.) Sorgearbeit, Sorgebeziehungen und das Recht – Caring and the Law. Springer Law

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In diesem Beitrag thematisieren wir, welche impliziten Logiken und Strukturen die Care-Praxis in Live-in Betreuungsverhältnissen mitkonstituieren und wie dies die Wirkungsmacht von gesetzlichen Regulierungen beeinflusst. Anstatt sich lediglich funktionalistisch auf die rechtlichen Rahmenbedingungen als «Hintergrundvariable» (Kretschmann 2018, 139) zu beziehen, gilt es die Wirkmächtigkeit rechtlicher Bedingungen in der alltäglichen Arbeitspraxis im Haushalt in den Blick zu nehmen. Insofern sehen wir es als unsere Aufgabe, die Debatte um die Möglichkeitsbedingungen einer wirksamen Regulierung von Live-in Care-Arrangements zu verkomplizieren.
Im Beitrag gehen wir zunächst auf die Eckpunkte der rechtlichen Regulierung von Live-in Arbeitsverhältnissen in der Schweiz ein und zeichnen in groben Zügen deren Entwicklung in den letzten 15 Jahren nach (2). Vor diesem Hintergrund diskutieren wir an zwei empirischen Fallbeispielen arbeitsrechtliche Aushandlungen (3). Dabei beziehen wir uns auf jüngere Gerichtsurteile zur Live-in Betreuung. Der erste Fall bezieht sich auf ein privates Arbeitsverhältnis zwischen der polnischen Care-Arbeiterin Edyta Wierczok und einer Schweizer Familie. Beim zweiten Fall geht es um ein Arbeitsverhältnis zwischen der polnischen Care-Arbeiterin Romana Wroclawska und einer privaten Personalverleih-Firma. Beide Aushandlungen sind auch Ausdruck davon, dass sich in der Schweiz in den letzten zehn Jahren migrantische Care-Arbeiter*innen verstärkt organisiert haben und mit gewerkschaftlicher Unterstützung Rechtskämpfe führen konnten. Anhand der beiden Fallbeispiele nehmen wir sowohl den Gegenstand der Aushandlungen (insbesondere: Definition von Arbeit und Freizeit und die Frage nach Entschädigung von Bereitschaftsdienst) als auch deren struktureller und transnationaler Kontext sowie die Agency der Live-in Betreuer*innen in den Blick. Abschliessend (4) ziehen wir ein Fazit zur Zukunfts(un)tauglichkeit des Live-in Betreuungsmodells.

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