Polek, Barbara; Fürst, Walter; Bachmann, Valérie; Blankart, Carl Rudolf (2024). Wirksame Antibiotika für das Schweizer Gesundheitssystem: Heute und in der Zukunft. Bern, Schweiz: Round Table Antibiotika Schweiz
|
Text
2024 RTA - Wirksame Antibiotika für das Schweizer Gesundheitssystem.pdf - Published Version Available under License Creative Commons: Attribution (CC-BY). Download (861kB) | Preview |
Seit den Anfängen des 20. Jahrhunderts sind Antibiotika zu einem unverzichtbaren Bestandteil des öffentlichen Gesundheitswesens, der Tierhaltung und -gesundheit geworden. Ihr Erfolg bei der Behandlung bakterieller Infektionen sowie die Verringerung von Risiken im Zusammenhang mit chirurgischen Eingriffen, Chemotherapien und anderen medizinischen Verfahren haben Antibiotika zu einem Eckpfeiler der modernen Medizin gemacht. Dieser Erfolg, in Verbindung mit ihren eher tiefen Preisen, hat jedoch dazu geführt, dass ihr Einsatz über das klinisch gerechtfertigte Mass hinausgeht. Dieser übermässige Gebrauch beschleunigt die natürliche Resistenzentwicklung der Bakterien – ein Phänomen, das als «Antibiotikaresistenz» bezeichnet wird.
Da die zunehmende Resistenzbildung die Wirksamkeit von Antibiotika immer weiter untergräbt, kann die Behandlung von bakteriellen Infektionen schwierig oder sogar unmöglich werden, insbesondere wenn Bakterien Resistenzen gegen mehrere Antibiotika entwickelt haben. Die zunehmende Zahl von Todesfällen ist ein Beleg für diese Entwicklung.
Obwohl diese Beobachtungen einen dringenden Bedarf an neu zu entwickelnden Antibiotika nahelegen, sieht die Realität sowohl in der Schweiz als auch weltweit anders aus. Sie ist geprägt von einer ungenügenden Erneuerung des Antibiotika-Arsenals aufgrund (i) geringer Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten (F&E), (ii) der Zurückhaltung der Hersteller, Antibiotika in mehr als nur einer Handvoll einkommensstarker Länder auf den Markt zu bringen, (iii) Lieferengpässen durch vernachlässigte Lieferketten und (iv) Rückzug von Antibiotika aus dem tendenziell unattraktiven schweizerischen Markt.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, definiert der nationale Aktionsplan Strategie Anti-biotikaresistenzen Schweiz (StAR) Massnahmen in acht Handlungsfeldern, darunter «die Verfüg-barkeit von Antibiotika der ersten Wahl und die Entwicklung neuer Antibiotika fördern» (Kapitel 2).
Mit diesem White Paper unterbreitet der Round Table Antibiotika Schweiz einen Vorschlag, wie die Verfügbarkeit von neuen Antibiotika, insbesondere solcher, die zur Behandlung multiresistenter Infektionen benötigt werden, gesteigert werden kann. Um dieses Ziel zu erreichen, sollte die Vergütung von Antibiotika in der Schweiz einem Anteil an einer globalen Vergütungsgrösse haben, die es den Herstellern erlaubt, die Kosten für Forschung, Entwicklung, Herstellung und der Aufrechterhaltung der Marktzulassung und der Versorgung des Marktes mit den fraglichen Arzneimitteln zu decken und einen angemessenen Gewinn zu erzielen. Nur eine nachhaltige Ertragsperspektive kann die Industrie wieder zu vermehrten Investitionen in Antibiotika ermutigen, einem Bereich, den viele grössere Unternehmen in den letzten Jahrzehnten aufgrund des höheren Risikos finanzieller Verluste aufgegeben haben.
Eine Belebung der Antibiotika-Entwicklung erfordert wirtschaftliche und administrative Anreize entlang des gesamten pharmazeutischen Lebenszyklus (Kapitel 3). Unser Vorschlag betrifft sogenannte Pull-Anreize, die wirksam werden, sobald ein neues Antibiotikum die Marktzulassung erhalten hat. Kapitel 4 beschreibt unser Vorgehen. Kapitel 5 umfasst eine detaillierte Beschreibung von vier Pull-Anreizmodellen, gefolgt von deren Evaluation (Kapitel 6). Diese identifiziert das Subskriptionsmodell für eine zielführende Umsetzung in der Schweiz als am besten geeignet. Alternative wäre ein substanziell angepasstes Modell mit Transferable Exclusivity Extension Vouchers (TEEV). Das Prävalenzmodell könnte als Übergangslösung in Betracht gezogen werden, falls sich herausstellen sollte, dass die Umsetzung des Subskriptionsmodells wesentlich länger dauert als erwartet (Kapitel 7).
Während dieses Prozesses haben wir die StAR-Massnahme zur Förderung der Verfügbarkeit von Antibiotika der ersten Wahl nicht aus den Augen verloren. Die besorgniserregende Zunahme von Engpässen und Marktrückzügen hat uns veranlasst, die Pull-Anreizmodelle sorgfältig auf ihren möglichen Beitrag an die Entschärfung dieses Problems zu überprüfen und stellten fest, dass das vorgeschlagene Subskriptions-Modell hierzu einen Beitrag leisten kann, wohl wissend, dass es dazu weiterer Massnahmen bedarf.
Item Type: |
Book (Monograph) |
---|---|
Division/Institute: |
04 Faculty of Medicine > Faculty Institutions > sitem Center for Translational Medicine and Biomedical Entrepreneurship > Healthcare Regulation and Management 11 Centers of Competence > KPM Center for Public Management |
UniBE Contributor: |
Blankart, Rudolf |
Subjects: |
300 Social sciences, sociology & anthropology > 320 Political science 300 Social sciences, sociology & anthropology > 350 Public administration & military science |
ISBN: |
978-3-03917-083-8 |
Publisher: |
Round Table Antibiotika Schweiz |
Language: |
German |
Submitter: |
Carl Rudolf Berchtold Blankart |
Date Deposited: |
09 Feb 2024 11:56 |
Last Modified: |
18 Mar 2024 13:33 |
BORIS DOI: |
10.48350/192659 |
URI: |
https://boris.unibe.ch/id/eprint/192659 |