Deskriptiv, substanziell oder flexibel: Typen parlamentarischer Stellvertretung im Lichte verschiedener Repräsentationsverständnisse

Frick, Karin (12 September 2023). Deskriptiv, substanziell oder flexibel: Typen parlamentarischer Stellvertretung im Lichte verschiedener Repräsentationsverständnisse (Unpublished). In: Dreiländertagung der Politikwissenschaft 2023. Johannes Kepler Universität Linz. 11.–13.09.2023.

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Was passiert, wenn eine Parlamentarierin oder ein Parlamentarier länger krank ist oder aus anderen Gründen dem Parlamentsbetrieb fernbleiben muss? Gerade in der Bewältigung der Covid-19-Pandemie, als Isolations- und Quarantänevorschriften Parlamentarierinnen und Parlamentarier an der Sitzungsteilnahme hinderten, mussten sich Parlamente mit dieser Frage beschäftigen. Auch im Zusammenhang mit dem Mutterschutz von Parlamentarierinnen ist sie aber von hoher Aktualität.

Die Frage, ob leere Sitze repräsentieren können und was bei häufigen oder langen Absenzen gewählter Parlamentarierinnen und Parlamentarier unternommen werden kann, ist in der politikwissenschaftlichen Forschung bisher praktisch unbeleuchtet. Aus zwei Gründen ist sie insbesondere für die Schweiz und Liechtenstein von hoher Relevanz: Einerseits verspricht man sich davon eine bessere Vereinbarkeit von Politik, Familie und Beruf und damit letztlich die Rettung des Milizsystems. Andererseits hatten sich in der Schweiz jüngst Parlamente auf allen Staatsebenen mit Gesetzesvorschlägen für die Einführung eines parlamentarischen Stellvertretungssystems zu befassen.

In der Praxis sind parlamentarische Stellvertretungssysteme eher selten, gleichzeitig aber in vielen Varietäten anzutreffen. Sie unterscheiden sich insbesondere hinsichtlich Auswahlmodus und Anzahl sowie Rechte und Pflichten der stellvertretenden Abgeordneten, aber auch des zulässigen «Stellvertretungsfalls». Anhand einer fallstudienorientierten Typologie der in fünf Schweizer Kantonen (Graubünden, Wallis, Neuenburg, Genf und Jura) und in Liechtenstein existierenden Stellvertretungssysteme zeigt dieser Beitrag auf, welche unterschiedlichen Repräsentationsverständnisse sich in den verschiedenen Regelungen widerspiegeln. Ausgehend von Hannah Pitkins Repräsentationskonzept können ein deskriptiver, ein substanzieller und ein flexibler Typ von Stellvertretungssystemen unterschieden werden.

Der Beitrag fokussiert insbesondere auf die Frage, inwiefern die konkrete Ausgestaltung der Stellvertretungsregelungen dazu beiträgt, das jeweilige Repräsentationskonzept zu verwirklichen. Er legt damit dar, wie unterschiedliche Denkweisen von Repräsentation empirisch realisiert werden können. Für künftige Forschung eröffnet die Typologie die Untersuchung empirischer Fragen, die sich einerseits auf die Zusammensetzung und Arbeitsweise der Parlamente, andererseits auf das Verhalten, die Stellung und die politischen Positionen der einzelnen Abgeordneten beziehen.

Item Type:

Conference or Workshop Item (Paper)

Division/Institute:

03 Faculty of Business, Economics and Social Sciences > Social Sciences > Institute of Political Science

UniBE Contributor:

Frick, Karin Manuela

Subjects:

300 Social sciences, sociology & anthropology > 320 Political science

Language:

German

Submitter:

Karin Manuela Frick

Date Deposited:

04 Apr 2024 08:26

Last Modified:

04 Apr 2024 08:26

BORIS DOI:

10.48350/194889

URI:

https://boris.unibe.ch/id/eprint/194889

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