Die implizite emotionale Bewertung des Todes bei Personen mit aktuellem suizidalem Erleben: Ergebnisse neu entwickelter Versionen des Impliziten Assoziationstests für Suizid

Aschenbrenner, Lara Marie; Frei, Adriana; Forkmann, Thomas; Rath, Dajana; Glaesmer, Heide; Brüdern, Juliane; Stein, Maria; Walther, Sebastian; Gysin-Maillart, Anja (14 June 2024). Die implizite emotionale Bewertung des Todes bei Personen mit aktuellem suizidalem Erleben: Ergebnisse neu entwickelter Versionen des Impliziten Assoziationstests für Suizid (Unpublished). In: 3. Deutscher Psychotherapie Kongress. Berlin, Germany. 14.06.2024.

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Hintergrund: Die Einschätzung des Suizidrisikos stellt sich im klinischen Kontext als herausfordernd dar. Herkömmliche Selbst- und Fremdbeurteilungsskalen weisen nur begrenzte Vorhersagevalidität auf. Die emotionale Bewertung des Todes kann bei der Beurteilung des Suizidrisikos von zusätzlicher Bedeutung sein. In diesem Zusammenhang eröffnen neuropsychologische Erkenntnisse neue Perspektiven. Personen mit Suizidgedanken weisen häufig unbewusste Assoziationen mit dem Konzept des Todes auf. Der suizidspezifische Implizite Assoziationstest („Death-IAT“, D-IAT) wurde entwickelt, um diese impliziten Denkmuster zu untersuchen. Diese Querschnittsstudie erforscht die Verbindung zwischen den impliziten Konstrukten des Selbst und des Todes mithilfe des etablierten D-IAT sowie zwei neu entwickelter emotionsspezifischer Varianten.
Methoden: In dieser Studie wurden der klassische D-IAT und zwei neue Versionen, die insbesondere die implizite emotionale Nähe zum Tod explorieren, verwendet, um die Assoziationen zwischen Tod / Leben und (01) Ich / Nicht-Ich, (02) angenehm / unangenehm und (03) Ich mag / Ich mag nicht zu untersuchen. Wir verglichen Patient:innen mit aktueller suizidaler Ideation (n = 91) mit Patient:innen ohne aktuelle suizidale Ideation und lebenslange suizidale Handlungen (n = 91). Die Reaktionszeiten in den D-IAT-Versionen beschreiben die Stärke der impliziten Assoziation zwischen Selbst und Tod sowie die Stärke und die Art der emotionalen Bewertung des Todes. Suizidgedanken wurden mit der Beck-Suizidgedanken-Skala (BSS) gemessen.
Ergebnisse: Patient:innen mit Suizidgedanken zeigten eine stärkere implizite Assoziation zwischen den Konstrukten Selbst und Tod in Version 01 [F(1, 180) = 6.28, p = .013, η² = .03, nach FDR-Korrektur: p = .039] sowie eine positivere emotionale Bewertung des Todes in Version 03 [F(1, 180) = 4.82, p = .029, η² = .03, nach FDR-Korrektur: p = .044]. Über die gesamte Stichprobe wurden positive Korrelationen zwischen den D-Werten den Versionen 01 [r(180) =.18, p = .015] und 03 [r(180) =.26, p < .001] und der Intensität der selbstberichteten Suizidgedanken basierend auf der BSS gefunden.
Fazit: Die vorliegende Studie unterstreicht die Bedeutung impliziter kognitiver und emotionaler Prozesse im Kontext suizidaler Krisen. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Personen mit aktuellen Suizidgedanken eine stärkere emotionale Verbindung zum Tod aufweisen, verglichen mit ihrer Einstellung zum Leben. Weiterhin zeigen unsere Befunde, dass die Stärke der impliziten Assoziationen zum Tod in engem Zusammenhang mit der Schwere des suizidalen Erlebens steht. Die nachvollziehbare Assoziation zum Tod im Rahmen dieses bewusstseinsfernen Tests legt nahe, dass die Gedanken an den Tod als Option bei den betroffenen Personen bereits tief verankert sind. Dies könnte wiederum eine mögliche Erklärung dafür bieten, warum das Suizidrisiko auf einem anhaltend hohen Niveau liegt. Das Verständnis dieser unbewussten Prozesse kann dazu beitragen, das Suizidrisiko frühzeitig und objektiv zu erkennen und die Entwicklung langfristiger Sekundärpräventionsmaßnahmen zu fördern.

Item Type:

Conference or Workshop Item (Speech)

Division/Institute:

04 Faculty of Medicine > University Psychiatric Services > University Hospital of Psychiatry and Psychotherapy > Translational Research Center
07 Faculty of Human Sciences > Institute of Psychology > Clinical Psychology and Psychotherapy
04 Faculty of Medicine > University Psychiatric Services > University Hospital of Psychiatry and Psychotherapy

Graduate School:

Graduate School for Health Sciences (GHS)

UniBE Contributor:

Aschenbrenner, Lara Marie, Frei, Adriana Olivia, Stein, Maria, Walther, Sebastian, Gysin-Maillart, Anja Carolyn

Subjects:

600 Technology > 610 Medicine & health

Language:

German

Submitter:

Lara Marie Aschenbrenner

Date Deposited:

18 Jun 2024 10:55

Last Modified:

18 Jun 2024 10:55

BORIS DOI:

10.48350/197870

URI:

https://boris.unibe.ch/id/eprint/197870

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