Günter, Sandra (November 2012). „Mönch und Jungfrau“. Eine Diskurs- und Dispositivanalyse zur medialen Konstruktion abweichender Geschlechtlichkeit der südafrikanischen 800 Meterläuferin Caster Semenya (Unpublished). In: Auf- und Umbrüche sportwissenschaftlicher Geschlechterforschung. Jahrestagung der dvs-Kommission Geschlechterforschung.. Wien. 15.-17.11.2012.
Einleitung:
Die mediale Debatte um das Geschlecht der südafrikanischen 800 Meterläuferin Casta Semenya entbrannte in dem Moment, in dem die Athletin im Finale der Leichtathletik Weltmeisterschaften in Berlin am 19. August 2009 als erste über die Ziellinie lief. Ihr Sieg war begleitet von vielseitig öffentlich geäusserten Zweifeln an ihrer Zuordnung zur weiblichen Geschlechterkategorie. und damit ihrem Recht, mit Frauen in sportlichen Wettstreit zu treten. Die International Association of Athletics Federations (IAFF) forderte für die Anerkennung der gewonnen Goldmedaille einen sogenannten Geschlechtertest (gender verification test).
Theorie, Fragestellung und Methode
Aus sozialkonstruktivistischer (Berger & Luckmann) poststrukturalistischer (Foucault) sowie gender und postkolonialer (Butler; Hall; Spivak) Perspektive, wird durch den diskursanalytischen Ansatz (Jäger) aufgezeigt, wie eine mögliche Intersexualität der nicht weissen, südafrikanischen Läufer_in Casta Semenya im hegemonialen Diskurs deutsch-schweizerischer Printmedien verhandelt wurde.
Eine zentrale Fragestellung ist, wie der Körper als deviant konstruiert wurde und welche Diskursverschränkungen eine Pluralisierung und Diversifizierung hätten nahelegen können, jedoch zu der gänzlichen Infragestellung des als abweichend rezipierten Körpers und seiner legitimen Existenz im leistungssportlichen Kontext führte. Im Zusammenhang mit der Fragestellung werden empirisch Befunde zu intersektioneller Überlagerungen der Differenzkategorien, Geschlecht, Ethnizität und Sexualität vorgestellt.
Ergebnisse und Diskussion
In der abschliessenden Diskussion wird durch eine theoriegeleitete Kontextualisierung aufgezeigt, wie die verschränkten Kategorien Geschlecht, Ethnizität und Sexualität den nicht weissen, Körper als spektakulär Anderen konstituierten (Gilman). Am Beispiel des vielfältig verschränkten Diskurses zu Casta Semenya wird in Rückbezug auf postkoloniale Theorien gezeigt, wie an hegemonialen westlichen Normen eines weissen weiblichen Sportkörpers das „Othering“ des vermeintlich devianten Körper vollzogen wird (Coleman-Bell; Hall). Deutlich wird am Ende, dass nicht nur das binäre, geschlechterdifferenzierende Modell des Sports im Diskurs rekonsolidiert wurde, sondern vor allem auch die Postulate der Natürlichkeit, Fairness und Chancengleichheit des Leistungssports.
Item Type: |
Conference or Workshop Item (Speech) |
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Division/Institute: |
07 Faculty of Human Sciences > Institute of Sport Science (ISPW) 07 Faculty of Human Sciences > Institute of Sport Science (ISPW) > Sport Sociology and Management |
UniBE Contributor: |
Günter, Sandra |
Subjects: |
300 Social sciences, sociology & anthropology 700 Arts > 790 Sports, games & entertainment |
Submitter: |
Rahel Spring |
Date Deposited: |
08 Aug 2014 12:11 |
Last Modified: |
05 Dec 2022 14:36 |
Uncontrolled Keywords: |
Intersexualität, Postkolonialismus, Diskursanalyse |
URI: |
https://boris.unibe.ch/id/eprint/55135 |