Subjektive Talentkriterien von Fussballtrainern in der Talentselektion

Jokuschies, Nina Maria; Conzelmann, Achim (31 May 2014). Subjektive Talentkriterien von Fussballtrainern in der Talentselektion (Unpublished). In: 46. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie (asp). München. 29. - 31.05.2014.

Einleitung
Im Fußball entscheidet der Trainer, welche Spieler in eine Leistungsmannschaft selektioniert werden. Die Frage, nach welchen Kriterien Trainer die Spieler beurteilen und selektionieren, wurde bislang allerdings unzureichend untersucht (Williams & Reilly, 2000). In der vorliegenden qualitativen Studie wird der Frage nachgegangen, welche Talentkriterien aus Trainersicht für den späteren Erfolg im Spitzenfußball ausschlaggebend sind.

Methode
Interviewpartner waren sechs männliche Fußballtrainer (MAlter = 39.5; SD = 7.18), die hauptberuflich für die Nachwuchsabteilung (Altersklasse 13 – 17 Jahre) eines Schweizer Fußballvereins der höchsten nationalen Spielklasse (Super League) arbeiten und zum Zeitpunkt des Interviews mindestens die UEFA-A-Lizenz besaßen. Die Bestimmung der subjektiven Talentkriterien erfolgte mithilfe eines Interviewleitfadens, der sich an der Konstruktbestimmung der Repertory Grid Technik (vgl. Fromm, 2004) orientierte. Ausge-wertet wurden die Interviews mit einer qualitativen Inhaltsanalyse (Kvale, 1996).

Ergebnisse und Diskussion
Die Untersuchung zeigt, dass sich die subjektiven Talentkriterien von Trainern sprachlich differenziert erheben lassen. Die befragten Trainer formulierten jeweils sechs bis acht Talentkriterien, die Aspekte aus den Bereichen Persönlichkeit, kognitiv-perzeptuelle Fertigkeiten, konditionelle Fähigkeiten, Technik, physische Konstitution und Umfeld beinhalten. Dass einige Kriterien Aspekte mehrere dieser Bereiche beinhalten und inhaltlich nicht den Kriterien der anderen Trainer entsprechen, kann als Hinweis auf die Subjektivität und Individualität dieser Talentkriterien gedeutet werden. Beinahe die Hälfte der genannten Kriterien beinhalten Persönlichkeitsaspekte. Facetten der Leistungsmotivation wurden dabei am häufigsten genannt, gefolgt von Lernfähigkeit und Lernbereitschaft sowie anderen Aspekten wie z.B. zur Selbsteinschätzung und Zielorientierung. Die Er-gebnisse zeigen, dass die untersuchten Trainer eine differenzierte Wahrnehmung von entwicklungsförderlichen Persönlichkeitsmerkmalen haben. Die Bedeutung der Persönlichkeit aus Trainersicht für das Erreichen eines Spitzenniveaus ist vergleichbar mit den Ergebnissen vorheriger Untersuchungen (z.B. Christensen, 2009).

Literatur
Christensen, M. K. (2009). "An Eye for Talent": Talent Identification and the "Practical Sense" of Top-Level Soccer Coaches. Sociology of Sport Journal, 26, 365–382.

Fromm, M. (2004). Introduction to the Repertory Grid Interview. Münster: Waxmann.

Kvale, S. (1996). InterViews: An introduction to qualitative researching interviewing. Thousand Oaks: Sage Publications.

Williams, A. M. & Reilly, T. (2000). Talent identification and development in soccer. Journal of Sports Sciences, 18, 657-667.

Item Type:

Conference or Workshop Item (Speech)

Division/Institute:

07 Faculty of Human Sciences > Institute of Sport Science (ISPW)
07 Faculty of Human Sciences > Institute of Sport Science (ISPW) > Sport Psychology and Research Methods

UniBE Contributor:

Jokuschies, Nina Maria, Conzelmann, Achim

Subjects:

100 Philosophy > 150 Psychology
700 Arts > 790 Sports, games & entertainment

Language:

German

Submitter:

Nina Maria Jokuschies

Date Deposited:

30 Mar 2015 16:15

Last Modified:

05 Dec 2022 14:45

Uncontrolled Keywords:

Talentselektion, Trainerurteil, Talentkriterien, Subjektivität, Fussball

URI:

https://boris.unibe.ch/id/eprint/67027

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