Immer dieselbe Strasse …

Immer dieselbe Strasse, wo auch immer. Ach so. Kein Bier mehr, nein, einen kleinen Espresso vielleicht ja doch bitte. Das Projekt “Malewitschs Tektonik” war eine Planungsaufgabe im vierten Studienjahr. Das liegt ja nun schon sehr lange zurück. Ende der 1950er Jahre? Etwas später? Sie weiss nicht mehr so genau. Der Plan war – gemäss der Idee des Suprematismus, einer künstlerischen Bewegung, die von Malewitsch angeführt wurde –, aus einer Art Verkehrsskulptur in einer gegebenen Landschaft, mit einem gegebenen Programm von Funktionen und einer gegebenen Grössenordnung Architektur zu schaffen. Ausgehend von der suprematischen Idee begannen wir, Fragmentierungen im Strassenverlauf zu betrachten und daraus eine neue Art von Plan zu entwickeln bis hin zu, ach, da lachten wir schon wieder, Fliessräumen. Die kleine Bar abends ist der Frühstücksraum morgens abends ist der Frühstücksraum gerade das Richtige nach langer Fahrt. So die erschöpfte Verkehrsplanerin (Name). (18/18. Aus DlniS, Kap.6)

Es ist ein heisser Tag …

Es ist ein heisser Tag. Zeit für Erfrischung. Ein intelligentes Mikrosystem setzt sich auf meine („unsre“?) Armschnalle und gibt das entsprechend sinnvolle Signal. Zeit für die Zuführung eines ganz bestimmten Produkts, auf der Basis von Salicorn, dem gemeinen Queller, der Meerbohne. Die Pflanze spriesst inzwischen beinahe überall, ohne weitere Eingriffe. Sie ist verwandt mit den Katzenhalmen und gedeiht in Zucht am Rand der weit herum angelegten Salinen. Die Wurzeln gehen ins Neuwasser (früher “Meereswasser“) und in die Tonlagen, die über mächtigen Kiesschichten den undurchlässigen Grund der Salinenbecken bilden. (17/18. Aus DlniS, Kap.6)

Ein anderes Gästezimmer …

Ein anderes Gästezimmer : 1 (ein Gast)

Wie soll’s weiter gehen?

Es war kalt, was könnte sie dazu sagen, ein Kuss jagte den andern, entbehrend der Symmetrien Namen Sommervögel Schmetterlinge, aber Falter gemurmelt in seine Hand hinein gelegt ein Wort Motten oder das Farbige, das Allmähliche beim Auffalten der Flügel, die Wohnung kalt, unbenutzt, besser: unbewohnt, es werden Tätigkeiten ausgeübt worden sein, des Zusammenfügens und Verschiebens, im Vorzimmer Schar der Falter, entdeckt ein plötzliches Dort, wo Decke und Wände sich zum Eck fügen dort als wattige Polster. Von Überwintern still, sie so, es sind Falter, oder bloss weilen tagüber ein Anheften ins Starre da, sich festhaltend mit Krallen am Putz. Nachtschwarze Falter, so etwas noch nie gesehen, murmelte sie, mehrere, in grosser Zahl, viele, über vierzig Falter in ihrer eigenen Art Motten nachtblau eher stellt sich das Bild ein als wenn sie nachtschwarz hört, zufallendes Blau, zu ihr gestrotzt ein blaues heftiges Dunkel, oder auch Anklänge an Nebeltönungen, fast ein Rot, über den Häusern eine Möglichkeit von Rot, vermutet, wenn sie ausfliegen, ein Rot entfaltend, wie kann sie es wissen, allmähliches aus dem Dunkel ein Rot, kleide den Himmel mit flügliger Decke. Ja, doch da war doch etwas, ein Konstruktionsdetail möglicherweise, eine schiefhängende Befestigungs- oder eine Art Aufhängevorrichtung, eine Unregelmässigkeit des Verputzes. (16/18. Aus DlniS, Kap.6)

An dieser bestimmten Stelle …

An dieser bestimmten Stelle. Dort, wo das Wasser das „Ufer unterläuft“ von „westwärts nach nordhin“ wechselt, das Ufer eine unterspülte Kante „sihlbruggseits“. Das also wäre nun die Sihl. Tropische Schönheit des Flussbewuchses. „Tagelang“ dort stehen. „Der Forelle geht es gut.“ Expliziert in seiner heutigen Schaumblase stapelbar kein Einblick, er jedoch Ausblick. „Georges Perec“ wie auch „ich“, wie mein wasserseitiger Ko-Isolant, alles und weiterhin, sind Umzugstiere von A nach B von Z nach Sihlbrugg nach Cremona nach Z zurück dem Strip entlang von S nach Baar und wenn wir sind wie sie sind, dann weil wir die Erinnerung an einen andern Raum mitbringen in dem wir ehemals waren. (15/18. Aus DlniS, Kap.6)

Die Auffahrt : 2 …

Die Auffahrt : 2 (Unold)

Froh.

Links vor der Tür zu Zimmernummer 103 ein hellgrauer Opel Kadett. Das Stück geht seinem Ende zu hin und weg schon Passacaglia ungherese auf den Weg gemacht o ja, die von 114, die Verkehrsplanerin, hat wieder falsch geparkt. Im abgeräumten Frühstückszimmer sitzt ein einzelner Gast, Habe ich es schon erwähnt? Der da, ja jener, der schon am Abend zuvor? Und jetzt, was höre ich, während ich aufräume, die Tischtücher wechsle, täglich und manchmal stündlich, auch die Kunststofftöpfe, wie Porzellan, Töpfe für den Abfall. Auf jeden Tisch frische Blumen. Nicht für den Star heute nicht, sie schläft noch, unser Star. Pfeift heute nicht her aus aufbrausender Nacht nämlich dieser Verkehrslärm hier ist ja nicht auszuhalten. Wäre, könnte, müsste, möchte. An einem Tisch mitten drin sitzt einer noch immer. Brüllt in sein Mobiltelefon, das heisst natürlich, er brüllt das ganze Frühstückszimmer voll, Freisprechanlage natürlich. Sie räumt ab, er brüllt. Sie räumt ab er schreit. Sie räumt ab und bittet ihn. Ja, und ist nun das Frühstückszimmer gross oder klein. (14/18. Aus DlniS, Kap.6)