Wissenschaft transnational. Die Schweiz und die akademischen Zwangsmigranten 1933 bis 1950.

Die Frage nach dem Standort Schweiz im transnationalen Netzwerk der Wissenschaft im Exil während der Jahren 1933 bis 1950 leitet das vorliegende Forschungsprojekt mit seinen drei Teilprojekten an.Das Forschungsprojekt befasst sich mit dem bislang von der Forschung fast gänzlich vernachlässigten Schicksal von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die während der NS-Diktatur entweder aus sogenannten rassischen Gründen aus dem Hochschuldienst in Deutschland und Österreich entlassen wurden oder ihre Stellung aus moralischer und/oder politischer Überzeugung freiwillig aufgaben und in der Folge versuchten, in der Schweiz ihre Karrieren fortzuführen. Der Blick auf die Schweiz ist abgesehen vom bereits genannten Forschungsdesiderat daher gewinnbringend, weil sie durch die kantonale Autonomie der Universitäten, mit Ausnahme der nationalen Eidgenössisch Technischen Hochschule Zürich (ETH), und das Fehlen einer nationalen Bildungspolitik eine Sonderstellung einnahm. Das Projekt verfolgt eine dezidiert transnationale Perspektive: Es gilt das Spannungsfeld zwischen dem bildungspolitischen Sonderstatus der Schweiz, dem Prinzip der aussenpolitischen Neutralität und den transnationalen Netzwerken der Wissensgesellschaft und der Fluchthilfe im Kontext des nationalisierten Europas auszuloten. Es legt den Fokus auf die Jahre 1933 bis 1945, wobei aus Gründen der Vergleichbarkeit auch die Jahre vor 1933 und die Nachkriegszeit berücksichtigt werden.Das Projekt mit seinen drei Subprojekten «Karriere und Flucht: Transnationale Berufsbiographien geflüchteter Akademiker», «Rekrutierung und Ausgrenzung: Schweizer Hochschulen im Spannungsfeld zwischen Nützlichkeitsdenken und Überfremdungsdiskurs» und «Nur ein Durchgangsland: Akademische Flüchtlingshilfe und internationale Organisationen» ist multidisziplinär angelegt und führt die Arbeit unterschiedlicher Ansätze innerhalb der Geschichtswissenschaft zusammen. Es sieht vor, den Gegenstand in institutionshistorischer, biographischer, wissenschaftshistorischer und migrationshistorischer Hinsicht zu untersuchen. Den drei Subprojekte gemeinsam ist, dass sowohl auf die strukturelle Makroebene wie auch mikrohistorisch auf das Individuelle blicken und damit einen Beitrag zu aktuellen theoretischen Reflexionen innerhalb der Geschichtswissenschaft leisten.Die damit gewonnenen Resultate schliessen die Lücke der Erforschung der wissenschaftlichen Emigranten in der Schweiz und bilden damit notwendige Ergänzungen zur Geschichte der Schweizer Hochschulen, zur Schweizer Flüchtlingsgeschichte, zur internationalen und transnationalen akademischen Flüchtlingshilfe, zur Geschichte der transnationalen Forschungsgemeinschaft und zur Zirkulation des Wissens während und nach der NS-Herrschaft. Die Ergebnisse des Gesamtprojektes werden auf einer dynamischen, öffentlich zugänglichen digitalen Plattform dargestellt. In Zusammenarbeit mit den Digital Humanities werden die Quellen digitalisiert und die daraus gewonnenen Daten sämtlicher Subprojekte systematisch in einer Datenbank erfasst und aufgearbeitet. Das Projekt will damit einen Beitrag zu den aktuellen Debatten um die neuen, digitalen Möglichkeiten der Datenrepräsentation, -visualisierung und -analyse leisten.

Id1060
Grant Value1437419
Commencement Date / Completion Date1 October 2018 - 30 September 2023
Contributors Dr. Stefanie Mahrer (Principle Investigator)
Funders [42] Schweizerischer Nationalfonds
KeywordsGender; Emigration; Wissenschaftsgeschichte; Flucht; Biographieforschung; Digital Humanities; Historische Migrationsforschung; Universitätsgeschichte; Schweizergeschichte; Netzwerkanalyse

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