Krispenz, Ann (2019). Reduktion von Prüfungsangst durch das Hinterfragen angsterzeugender Kognitionen - Eine Untersuchung der Wirksamkeit der Inquiry-Based Stress Reduction Methode (Unpublished). (Dissertation, Universität Mannheim, Fakultät für Sozialwissenschaften)
Text (Mantelschrift zur publikationsbasierten Dissertation)
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Prüfungsangst liegt vor, wenn Personen in einer Bewertungssituation, die sie als bedrohlich für den eigenen Selbstwert wahrnehmen, Besorgnis und Aufgeregtheit verspüren (Schwarzer, 2000). Sie tritt häufig auf. So leiden etwa 20 Prozent aller deutschsprachigen Kinder und Jugendlichen an Prüfungsangst (Döpfner, Schnabel, Goletz & Ollendick, 2006). Bei Studierenden werden sogar Prävalenzraten von bis zu 41 Prozent berichtet (Fehm & Fydrich, 2011). Dies ist bedenk-lich, da Prüfungsangst negative Konsequenzen für das Wohlbefinden und die akademische Leis-tung der Betroffenen haben kann (z. B. Steinmayr, Crede, McElvany, & Wirthwein, 2016). Dies lässt sich unter anderem damit erklären, dass die Betroffenen im Umgang mit ihrer Prüfungs-angst oft dysfunktionale Coping-Strategien wählen, etwa indem sie das Lernen für die Prüfung aufschieben und prokrastinieren (Yerdelen, McCaffrey, & Klassen, 2016). Solche Strategien helfen jedoch allenfalls kurzfristig. Eine langfristige Reduktion von Prüfungsangst kann dagegen erreicht werden, wenn man an den Ursachen der Prüfungsangst – den kognitiven Wert- und Kontroll-Appraisals der Betroffenen (Pekrun, 2006) – ansetzt. Eine Veränderung solcher Ap-praisals ist aus theoretischer Sicht am nachhaltigsten, wenn man die den Appraisals zugrundelie-genden generalisierten Überzeugungen nicht nur auf rationaler Ebene hinterfragt, sondern dem Betroffenen auch korrigierende Erfahrungen ermöglicht (Epstein, 1994; 2003; Epstein & Pacini, 1999). Eine praktische Methode, die diesen Ansatz verfolgt, ist Inquiry-Based Stress Reduction (IBSR; Mitchell & Mitchell, 2003). Bisherige Studien zeigen unter anderem, dass Teilnehmer und Teilnehmerinnen von IBSR Interventionen nach der Teilnahme weniger Angst empfinden als vor der Intervention (z. B. Smernoff, Mitnik, & Lev-ari, 2019). Diese Studien zur IBSR-Methode weisen jedoch wesentliche Limitationen auf, welche die Interpretierbarkeit der Ergeb-nisse erschweren. Zudem existieren bisher noch keine Studien, welche die Wirksamkeit der IBSR-Methode zur Reduktion von Prüfungsangst untersuchen. Die vorliegenden drei Interventi-onsstudien schließen diese Lücke unter Berücksichtigung der Limitationen bisheriger Forschung zur IBSR-Methode. Studie 1 des vorliegenden Forschungsprogramms repliziert zu diesem Zweck die Befunde bisheriger Studien zur IBSR-Methode mithilfe eines längsschnittlichen quasi-experimentellen Designs und zeigt, dass eine 9-tägige IBSR-Intervention geeignet ist, Trait-Angst längerfristig zu reduzieren. Studie 2 zeigt mithilfe eines längsschnittlichen experimentellen De-signs, dass Studierende von einer 20-minütigen IBSR-Intervention mehr profitierten, als Studie-rende, die ihre angsterzeugenden Gedanken ausführlich reflektierten. Allerdings hatten jene Stu-dierenden, die an der Intervention teilnahmen, keinen Vorteil gegenüber Studierenden, die sich von ihren angsterzeugenden Gedanken ablenkten. Studie 3 des vorliegenden Forschungspro-gramms untersucht daher mit einem längsschnittlichen experimentellen Design, ob eine 3-stündige IBSR-Intervention Studierenden, die unter Prüfungsangst und Prokrastination leiden, im letzten Abschnitt eines akademischen Semesters helfen kann. Die Ergebnisse zeigen, dass die IBSR-Methode geeignet ist, die Selbstwirksamkeit Studierender zu steigern, wodurch sich auch deren Prüfungsangst reduzieren lässt. Außerdem scheint die IBSR-Methode prokrastinierenden Studierenden eine alternative Coping-Strategie an die Hand zu geben, um mit ihrer Prüfungs-angst umzugehen. Die Diskussion der Ergebnisse des vorliegenden Forschungsprogramms lässt darauf schließen, dass die IBSR-Methode geeignet ist, Studierenden im Umgang mit ihrer Prü-fungsangst und Prokrastination zu helfen. Zukünftige Forschung sollte sich insbesondere der Frage widmen, welche Mechanismen die IBSR-Methode wirksam machen, und ob es Personen-gruppen gibt, die aufgrund ihrer persönlichen Dispositionen mehr von der IBSR-Methode profi-tieren als andere.
Item Type: |
Thesis (Dissertation) |
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Division/Institute: |
07 Faculty of Human Sciences > Institute of Education > Educational Psychology |
UniBE Contributor: |
Krispenz, Ann |
Subjects: |
300 Social sciences, sociology & anthropology > 370 Education |
Language: |
German |
Submitter: |
Ann Krispenz |
Date Deposited: |
24 Feb 2020 16:00 |
Last Modified: |
05 Dec 2022 15:36 |
BORIS DOI: |
10.7892/boris.140096 |
URI: |
https://boris.unibe.ch/id/eprint/140096 |