Gstöhl, Florin (17 May 2019). Otto Rudolf Salvisberg und das Material in der Architekturmoderne (Unpublished). In: Otto Rudolf Salvisberg und das Neue Bauen. Universität Bern. 16-18 Mai 2019.
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Text (Flyer des Symposiums)
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In der Architekturgeschichtsschreibung der Moderne wird der konstitutive Einfluss neuer Materialien wie z.B. Eisen, Glas und Beton stets betont. In den meisten Fällen wird jedoch das Material auf die neuen konstruktiven Möglichkeiten reduziert und formale sowie ästhetische Gesichtspunkte in den Mittelpunkt gestellt. Das Material scheint lediglich Pate für den technischen Fortschritt zu stehen, der von den Propagandisten der Moderne als Grundlage für eine neue «Internationale Architektur» (Walter Gropius, 1925) angesehen wurde. Der Fokus auf die Form und der damit einhergehenden «Marginalisierung des Materials» – wie ihn Monika Wagner (2001) für die bildenden Künste auf die bildbasierte Methodik der Kunstgeschichte zurückführt – scheint in der Moderne bereits grundgelegt. Um 1900 scheint sich ein «Wandel in der Materialbewertung» (Günter Bandmann, 1969) vollzogen zu haben, der in der Maxime der «Materialgerechtigkeit» kumuliert. Die «Verdrängung des Ornaments» (Michael Müller, 1977), die Forderungen nach «Einfachheit» (H.P. Berlage, 1905) und die «Reduktion der Mittel» (W.C. Behrendt, 1928), die Loslösung der Wand von der Statik des Gebäudes durch den Stahl- und Eisenbetonskelettbau zusammen mit dem Sensorium materialgerechter Gestaltung zeigen sich in der gestalterischen Behandlung «reiner ungebrochener Flächen» (G.A. Platz, 1927), wodurch dem Material als Gestaltungs- und Ausdrucksträger eine primäre Rolle zukommt. So benannte Otto Rudolf Salvisberg das Material als die «Palette des Baukünstlers» in der sich der «optische Reiz» mit dem «Gefühl für Struktur» verbinde und den «Charakter des Baus» bestimme. Salvisberg plante die Verwendung jedes Materials bis ins Detail und maß diese stets an den auch von der Avantgarde hochgehaltenen Parametern wie Funktion, Zweck und Konstruktion. So lässt sich an seinen Gebäuden eine vom Baugedanken nicht zu trennende «Materialisierung» erkennen, die nicht nur den jeweiligen Zweck des Gebäudes vermitteln sollte, sondern auch die Erkenntnisse des «maschinell-technischen Zeitalters» durch die «baukünstlerische Gestaltung» zum Ausdruck bringen wollte.
Item Type: |
Conference or Workshop Item (Speech) |
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Division/Institute: |
06 Faculty of Humanities > Department of Art and Cultural Studies > Institute of Art History 06 Faculty of Humanities > Department of Art and Cultural Studies > Institute of Art History > Architectural History and Preservation |
UniBE Contributor: |
Gstöhl, Florin |
Subjects: |
700 Arts 700 Arts > 720 Architecture |
Language: |
German |
Submitter: |
Florin Gstöhl |
Date Deposited: |
03 Apr 2020 14:19 |
Last Modified: |
05 Dec 2022 15:36 |
BORIS DOI: |
10.7892/boris.140666 |
URI: |
https://boris.unibe.ch/id/eprint/140666 |