Schneider, Christa; Hodel, Tobias (6 November 2020). Ist uß gnaden unnd barmhertzigkeyt enthouptet worden – Ein historisch-soziolinguistisches Projekt zum Berndeutschen der Frühen Neuzeit (Unpublished). In: 11. Tage der Schweizer Linguistik. Fribourg. 06.11.2020.
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Ist uß gnaden unnd barmhertzigkeyt enthauptet worden – Ein historisch-soziolinguistisches Projekt zum Berndeutschen in der Frühen Neuzeit, Christa Schneider & Tobias Hodel, Uni Bern
Die Berner Turmbücher halten Verbrechen der Vergangenheit fest. Sie entstanden hauptsächlich in der Frühen Neuzeit und bestehen aus Verhörprotokollen aus dem Berner Käfigturm, die heute im Staatsarchiv des Kantons Bern der Öffentlichkeit grundsätzlich zur Einsicht zur Verfügung stehen. Auf den ersten Blick erstaunt es daher, dass weder die (rechts- und sozial-)historische, noch die historisch-soziolinguistische Forschung von diesem Quellenschatz bis heute profitiert hat. Beim Blick auf die Grösse des Korpus (mind. 250'000 Seiten) und die nur für geübte Leser entzifferbare Handschrift der früheren Berner Stadtschreiber erstaunt jedoch das Fehlen umfassender Forschung zu den Berner Turmbüchern nicht. Dazu kommt, dass nicht nur die Forschung zur Quelle selbst, sondern auch zur Schreibsprache in der frühneuzeitlichen Schweiz und zur Sprachgeschichte im früheren Stadtstaat Bern bis heute praktisch fehlt.
Im hier vorgestellten Postdoc-Projekt (Titel: Berndeutsch im vormodernen Gefängnis: Sprache(n) und Sprachgeschichte im frühneuzeitlichen Bern) sollen erstmals anhand der Berner Turmbücher Tiefenbohrungen zur frühen Berner Sprachevariation und ihrer Sprachgeschichte durchgeführt werden. Es soll geklärt werden, ob im Bern der Frühen Neuzeit eine Kanzleisprache geschrieben wurde, wie sich diese allenfalls präsentierte, wie und ob sich dialektale Variation in der Schreibsprache zu der Zeit manifestierte und ob die verwendete Schreibsprache mit anderen Fällen aus dem deutschsprachigen Raum verglichen werden kann. Ausserdem soll der damalige berndeutsche Dialekt eine Rolle spielen. Wie sah dieser aus? Kann man diesen anhand der vorhandenen Spuren überhaupt fassen und wenn ja, was lehrt er uns zur Berner Sprachgeschichte? Ab Sept. 2020 werden Teile der Berner Turmbücher unter der Verwendung neuer Methoden der Digital Humanities digitalisiert und zur Analyse vorbereitet (Einsatz von sog. ScanTents zur Digitalisierung, automatische Handschriftenerkennung und maschinenlesbare Transkription mittels Transkribus).
Die Ergebnisse aus dem Projekt stellen ein Desiderat in mehrfacher Hinsicht dar: Erstens werden zum ersten Mal Aussagen zu einer vor der Einführung des Standarddeutschen verwendeten, geschriebenen Varietät möglich sein und zweitens ergänzen die Ergebnisse in idealer Weise unser Wissen zur lokalen Sprachgeschichte. Dass die schweizerdeutschen Dialekte einen Blick in die sprachliche Vergangenheit ihrer jeweiligen Region zulassen, ist nicht neu, der Blick so weit zurück in die Dialekt-/Schrifttradition der Frühen Neuzeit wird durch dieses Projekts zum ersten Mal möglich sein.
Item Type: |
Conference or Workshop Item (Speech) |
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Division/Institute: |
06 Faculty of Humanities > Other Institutions > Walter Benjamin Kolleg (WBKolleg) > Digital Humanities 06 Faculty of Humanities > Other Institutions > Walter Benjamin Kolleg (WBKolleg) 06 Faculty of Humanities > Other Institutions > Walter Benjamin Kolleg (WBKolleg) > Center for the Study of Language and Society (CSLS) |
Graduate School: |
Graduate School of the Arts and Humanities (GSAH) |
UniBE Contributor: |
Schneider, Christa, Hodel, Tobias Mathias |
Subjects: |
400 Language 400 Language > 410 Linguistics 400 Language > 430 German & related languages |
Language: |
German |
Submitter: |
Christa Schneider |
Date Deposited: |
14 Apr 2021 10:20 |
Last Modified: |
05 Dec 2022 15:50 |
BORIS DOI: |
10.48350/155827 |
URI: |
https://boris.unibe.ch/id/eprint/155827 |