Siegenthaler, Edith (2014). Das Advisory Committee on the Traffic in Women and Children des Völkerbunds. Internationale Problemwahrnehmung und Wissensproduktion zu Frauen- und Kinderhandel in der Zwischenkriegszeit. (Dissertation, Universität Bern, Philosophisch-Historische Fakultät)
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Der Völkerbund hat bei seiner Gründung nach dem Ersten Weltkrieg neben seiner zentralen Aufgabe, für die Erhaltung des Weltfriedens zu sorgen, auch Aufgaben in sogenannten technischen Bereichen erhalten. Einer dieser „technischen“ Bereiche war die Überwachung der internationalen Abkommen zur Bekämpfung von Frauen- und Kinderhandel. Um dieses Aufgabe wahrzunehmen, richtete der Völkerbund 1921 eine internationale Konferenz zum Thema aus und beschloss ein Advisory Committee on the Traffic in Women and Children dazu einzusetzen. Dieses Komitee setzte sich aus staatlichen Delegierten sowie Beisitzern und Beisitzerinnen von internationalen Freiwilligenorganisationen zusammen. Es tagte ein Mal jährlich, um den aktuellen Stand der Umsetzung der internationalen Konventionen sowie die allgemeine Lage zu besprechen und dem Völkerbundsrat politische Empfehlungen abzugeben.
Auf Initiative des Komitees wurde eine Vielzahl von Daten zu Frauen- und Kinderhandel und zu Themen, welche das Komitee damit in Beziehung setzte, erhoben. Im Fokus der vorliegenden Dissertation stehen drei dieser Erhebungen, sogenannte Enqueten, diejenige zu Frauen- und Kinderhandel in Asien von 1932, diejenige zum Einsatz von weiblichen Polizeibeamten von 1927 und diejenige zu den „Antécédents“, den Vorgeschichten, von Prostituierten von 1938. Die Arbeit zeigt auf, wie diese Enqueten entstanden, welche Funktion, beziehungsweise welchen diskursiven und damit auch politischen Nutzen sie hatten beziehungsweise welches diskursive und politische Potential ihnen innewohnte und welche Ordnungsvorstellungen in die Konzeption dieser Enqueten einflossen. Dabei zeigen sich beispielsweise die Schwierigkeiten einer Erhebung in einem grösstenteils kolonial strukturierten Gebiet wie Asien, oder die Prävalenz von dualistischen Geschlechtervorstellungen bei Überlegungen zu den Aufgaben weiblicher Polizeibeamter oder die neue Bedeutung psychiatrischer Herangehensweisen an soziale Probleme.
Um die Folgen dieser Wissensproduktion möglichst konkret nachzuzeichnen, wurden in der vorliegenden Dissertation die Auswirkungen der Arbeit des Komitees auf die Schweiz detailliert untersucht. Dabei zeigen sich nicht nur die Charakteristika des schwachen Schweizer Bundesstaates in der Zwischenkriegszeit, sondern auch die neuen diskursiven Spielräume, die das Interesse und die Untersuchungen von internationaler Seite innenpolitisch eröffneten.
Neben der Frage nach den Auswirkungen auf nationaler Ebene, untersucht die Arbeit auch das Zusammenspiel von internationalen Freiwilligenorganisationen mit internationalen und nationalen Institutionen und zeigt, welche Einflussmöglichkeiten sich diesen Organisationen und den dort engagierten Frauen und Männern in der Zwischenkriegszeit mit der Schaffung des Komitees eröffneten.
Item Type: |
Thesis (Dissertation) |
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Division/Institute: |
06 Faculty of Humanities > Department of History and Archaeology > Institute of History 06 Faculty of Humanities > Department of History and Archaeology > Institute of History > Swiss History |
UniBE Contributor: |
Siegenthaler, Edith, Studer, Brigitte, Ludi, Regula |
Subjects: |
900 History > 940 History of Europe |
Language: |
German |
Submitter: |
Patrick Michel Williner |
Date Deposited: |
30 Mar 2015 16:55 |
Last Modified: |
31 Jul 2024 16:10 |
URN: |
urn:nbn:ch:bel-bes-3359 |
Additional Information: |
e-Dissertation (edbe) |
BORIS DOI: |
10.7892/boris.66204 |
URI: |
https://boris.unibe.ch/id/eprint/66204 |