Ackermann, Nadja (9 June 2016). Ein preussischer Prinz für die Schweiz? Die royalistische Antwort des Neuenburger Diplomaten de Chambrier d’Oleyres auf die helvetischen Revolutionswirren (Unpublished). In: Schweizerische Geschichtstage 2016. Universität Lausanne. 09.-11. Juni 2016.
„Wie wollt ihr eine Central-Regierung bilden? Dazu besitzt ihr zu wenig ausgezeichnete Männer. Schon einen tüchtigen Landammann zu finden würde Euch schwer genug fallen.“ Mit dieser Einschätzung stand Bonaparte in seiner Ansprache an die Helvetische Consulta am 12. Dezember 1802 nicht allein. Nach dem Einmarsch der Franzosen im März 1798 waren die schon seit Längerem bröckelnden politischen Strukturen der Alten Eidgenossenschaft zusammengebrochen. Zurück blieb eine staatspolitische Ruine. Aus dieser galt es, ein neues Gebäude zu errichten. Nur über die Baupläne waren sich führenden Köpfe nicht einig. Die nach französischem Vorbild errichtete, zentralistische Helvetische Republik innerhalb zweier Jahre von vier Staatsstreichen erschüttert – und eine Einigung war nicht in Sicht. Während die helvetischen Wirren den Ersten Konsul zunehmend verärgerten, wurden sie aus dem benachbarten Fürstentum Neuchâtel mit Sorge betrachtet. Neuchâtel war zwar seit 1707 Teil der zusammengesetzten Monarchie Preussen. Seine Sicherheit hatte es jedoch aus seinem Charakter als Verbündeter der alten Eidgenossenschaft bezogen. Nach deren Zusammenbruch sah die Lage daher düster aus. Um die Banden zur Helvetischen Republik wieder aufzunehmen, bedurfte es dort einer stabilen Ordnung. Der 1798 nach der Exilierung des sardischen Königs von Turin nach Neuchâtel zurückgekehrte preussische Gesandte Jean-Pierre de Chambrier d’Oleyres teilte dabei die eingangs erwähnte Einschätzung des ersten Konsuls: Es sah nicht so aus, als würden sich die Eidgenossen in naher Zukunft auf eine Staatsform einigen können. Warum also nicht einen preussischen Prinzen an die Spitze setzen? So unrealistisch der monarchische Weg aus der Sackgasse der Revolutionswirren aus heutiger Perspektive sein mag – für die Zeitgenossen schien es nicht nur abwegig gewesen zu sein. Jedenfalls war de Chambrier d’Oleyres nicht der einzige, der um 1800 mit der Idee eines blaublütigen Oberhauptes für die Schweiz spielte.
Item Type: |
Conference or Workshop Item (Speech) |
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Division/Institute: |
06 Faculty of Humanities > Department of History and Archaeology > Institute of History > Recent History |
UniBE Contributor: |
Ackermann, Nadja |
Subjects: |
900 History > 940 History of Europe |
Language: |
German |
Submitter: |
Nadja Ackermann |
Date Deposited: |
20 Jun 2017 09:36 |
Last Modified: |
05 Dec 2022 15:04 |
URI: |
https://boris.unibe.ch/id/eprint/97954 |