Teamkognitionen im Mannschaftssport - Entwicklung impliziter und expliziter Koordinationsmechanismen durch gemeinsame Trainingserfahrungen im Kontext Nachwuchsspitzenfussball

Blaser, Marc Andreas (9 February 2018). Teamkognitionen im Mannschaftssport - Entwicklung impliziter und expliziter Koordinationsmechanismen durch gemeinsame Trainingserfahrungen im Kontext Nachwuchsspitzenfussball (Unpublished). In: 10. Jahrestagung der sportwissenschaftlichen Gesellschaft der Schweiz (SGS). Magglingen. 08.02.2018 - 09.02.2018.

[img]
Preview
Slideshow
SGS_Magglingen.pdf - Presentation
Available under License BORIS Standard License.

Download (412kB) | Preview

Theoretischer Hintergrund. Teamhandlungen (z.B. Doppelpässe) bestehen aus einer Summe von Einzelhandlungen, die idealerweise flüssig ineinander übergehen und somit gut koordiniert ablaufen. Effektive und effiziente Teamhandlungen und Teamleistungen sind u.a. abhängig von der Entwicklung von Teamkognitionen (McNeese, Cooke, Fedele & Gray, 2017). Teamkognitionen sind einerseits als geteilte oder sich ergänzende Wissensbestände über Spielsituationen, Mitspieler, Handlungsoptionen etc. oder andererseits als direkte oder indirekte Kommunikation in der Interaktion der Teamhandlung selbst zu verstehen. Insbesondere in interaktiven Mannschaftssportarten (z.B. Fussball), welche sich durch eine hohe Dynamik und Offenheit des Spielgeschehens und damit verbunden kurzen Erfassungs-, Planungs- und Entscheidungsphasen sowie grossem Zeit- und Organisationsdruck charakterisieren lassen, werden Teamkognitionen als essentiell erachtet. Einer impliziten Koordination der Einzelhandlungen, welche auf geteilten und sich ergänzenden Wissensinhalten beruht, wird gegenüber einer expliziten Koordination, die auf verbaler Kommunikation basiert, insofern einen Mehrwert zugeschrieben, dass sie ohne zusätzliche kognitive Kosten vonstattengehen kann und ein schnelles und anstrengungsloses Zusammenspiel, einen Spielfluss erlaubt. Der Entwicklung geteilter Wissensbestände bzw. eines gemeinsamen Teamspielverständnisses innerhalb interaktiver Sportarten ist deshalb Rechnung zu tragen. Diese Studie hatte zum Ziel, bislang fehlende empirische Überprüfungen im Kontext Teamsport anzugehen und erste feld-/praxisnahe Erkenntnisse im Spielsport Fussball zu liefern. Fragestellung. Generell wird angenommen, dass sich durch gemeinsame Trainings- und Wettkampferfahrungen Teamkognitionen automatisch entwickeln. Bislang liegen aber keine empirischen Befunde dazu vor. Die Studie greift diese Forschungslücke auf und untersucht, ob sich implizite und explizite Teamkognitionen durch gemeinsame Trainingserfahrungen entwickeln. Methode. U18 und U21 Nachwuchsspitzenfussballer (N = 40) absolvierten in Duos zu zwei Messzeitpunkten drei Testläufe auf Zeit in einer halbstandardisierten Pass-/Laufkombinationsaufgabe mit den Elementen Hinterlaufen und Doppelpass. Nach einer Einübungsphase und vor den jeweiligen Messzeitpunkten wurden per Fragebogen Wissensbestände über die eigenen und die antizipierten Handlungen des Mitspielers, sowohl als Passgeber als auch als Passempfänger, erhoben. Die Fragen ermittelten dabei die Koordinationsparameter Art und Weise der Handlung (Passschärfe und Ballverarbeitung), Lokalität der Handlung (Spielen/Annahme des Passes in den Fuss vs. Lauf) und Timing der Handlung (frühe vs. späte Ballabgabe/Ballforderung). Während der Aufgabe wurden die verbalen Kommunikationsinhalte der Spieler per Rundmikrophon aufgezeichnet. Zwischen den einzelnen Testläufen sowie den beiden Messzeitpunkten wurden die 2er Teams örtlich getrennt, um auf Planung und Absprache basierte Wissensbestände zu unterbinden. Ergebnisse. Die Wissensinhalte, operationalisiert als geteilte und komplementäre Übereinstimmungsindizes, nähern sich vom ersten zum zweiten Messzeitpunkt signifikant an (η2 = .19, p < .05 bzw. η2 = .59, p < .05). Gleichzeitig nimmt die verbale Kommunikationshäufigkeit bedeutsam ab (η2 = .19, p < .05). Diskussion. Die Studie konnte zeigen, dass sich durch gemeinsame Trainingserfahrungen implizite Teamkognitionen herausbilden und sich der explizite Koordinationsmechanismus reduziert. Ein potenzieller und nachvollziehbarer Wechsel von expliziter zu impliziter Koordination der Einzelhandlungen ist dadurch angezeigt. Aufgrund eines fehlenden Zusammenhanges dieser beiden Mechanismen, muss aber davon ausgegangen werden, dass zwei eigenständige Systeme zur Koordination von Teamhandlungen vorliegen.

Item Type:

Conference or Workshop Item (Speech)

Division/Institute:

07 Faculty of Human Sciences > Institute of Sport Science (ISPW)
07 Faculty of Human Sciences > Institute of Sport Science (ISPW) > Sport Science II [discontinued]

UniBE Contributor:

Blaser, Marc Andreas

Subjects:

700 Arts > 790 Sports, games & entertainment
100 Philosophy > 150 Psychology

Language:

English

Submitter:

Marc Andreas Blaser

Date Deposited:

02 Oct 2018 10:03

Last Modified:

05 Dec 2022 15:18

BORIS DOI:

10.7892/boris.120157

URI:

https://boris.unibe.ch/id/eprint/120157

Actions (login required)

Edit item Edit item
Provide Feedback