Welche Haltung haben Medizinstudierende in Hinblick auf den Einbezug spiritueller Aspekte von Krankheit und Leiden in Patientengespräche?

Brem, Beate Gabriele; Lüscher, Katharina Tendai; Schmitz, Felix Michael; Schnabel, Kai Philipp; Peng-Keller, Simon; Guttormsen, Sissel (September 2021). Welche Haltung haben Medizinstudierende in Hinblick auf den Einbezug spiritueller Aspekte von Krankheit und Leiden in Patientengespräche? In: Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House 10.3205/21gma064

Fragestellung/Zielsetzung: Spiritualität kann in Zusammenhang mit ernsten Erkrankungen sowohl eine psychologische Ressource als auch die Ursache für Belastungen sein. Demzufolge ist ein Einbezug der spirituellen Dimension in die Gesundheitsfürsorge in den Grundlagedokumenten der Weltgesundheitsorganisation WHO verankert. Auch der Schweizer Lernzielkatalog PROFILES (siehe [http://profilesmed.ch/]) der medizinischen Fakultäten enthält entsprechende Lernziele. Was denken angehende Ärzt*innen über die Bedeutung von Spiritualität in Patientengesprächen? Können sie sich mit der Idee, spirituelle Anliegen in Patientengespräche und Behandlungsstrategien einzubeziehen, identifizieren?

Methoden: Im Juni 2019 wurden 197 Studierende des 3. Studienjahres der Humanmedizin an der Universität Bern per Online-Umfrage zum Thema befragt. Erhoben wurden Daten zur Demographie, Bedeutung der eigenen Spiritualität, Einschätzung der Bedeutung der Spiritualität in der Medizin und die Bereitschaft auf spirituelle Anliegen von Patient*innen künftig einzugehen.

Ergebnisse: 77 Fragebogen wurden komplett ausgefüllt (Rücklaufquote: 39.1%). Die Antworten zeigen, dass die Studierenden Spiritualität im eigenen Leben im Schnitt eine untergeordnete Rolle zuschreiben; allerdings streuen die Antworten stark um den Mittelwert. Studierende, bei denen Spiritualität einen hohen Stellenwert einnahm, schätzten den Einfluss von Spiritualität auf Haltungen und Einstellungen im medizinischen Alltag höher ein als Studierende, für die Spiritualität nicht von Bedeutung war. Die Mehrheit der Studierenden war der Meinung, dass eine positive spirituelle Haltung für Patient*innen eine wichtige Ressource sein kann, um schwerwiegende Diagnosen zu verarbeiten oder um funktionale Coping-Strategien für Krankheiten zu entwickeln. Rund die Hälfte der Befragten hatten eine Thematisierung von spirituellen Fragen mit Patient*innen entweder im Clinical-Skills Training und/oder im Hausarztpraktikum bereits erlebt. Sie berichteten, dass dies für die Patient*innen von grosser Bedeutung sein kann. Dennoch zeigte sich eine nur zögerliche Bereitschaft, künftig auf spirituelle Aspekte einzugehen, falls diese von den Patient*innen thematisiert würden und eine noch höhere Barriere, diese von sich aus anzusprechen. Als Begründung wurden mangelnde Zeit, ungenügendes Wissen und unzureichende Ausbildung genannt. Interessanterweise wurde die Frage, ob in der Ausbildung mehr Gewicht auf spirituelle Aspekte gelegt werden solle, aber mehrheitlich verneint. Immerhin: Auf die Frage, wie die Studierenden konkret damit umgehen würden, wenn spirituelle Aspekte von Patient*innen künftig angesprochen würden, gaben die meisten an, sie würden zuhören bzw. an Expert*innen verweisen.

Zusammenfassung/Take Home Message: Es zeigte sich, dass Studierende spirituelle Aspekte in der Gesundheitsfürsorge zwar als bedeutsam einschätzen, dass sie sich in ihrer Rolle als zukünftige Ärzt*innen aber tendenziell nicht dafür zuständig fühlen.

Item Type:

Conference or Workshop Item (Poster)

Division/Institute:

04 Faculty of Medicine > Medical Education > Institute for Medical Education
04 Faculty of Medicine > Medical Education > Institute for Medical Education > Education and Media Unit (AUM)

UniBE Contributor:

Brem, Beate, Schmitz, Felix Michael, Schnabel, Kai, Guttormsen, Sissel

Subjects:

600 Technology > 610 Medicine & health

Publisher:

German Medical Science GMS Publishing House

Language:

German

Submitter:

Daniel Bauer

Date Deposited:

19 Nov 2021 13:14

Last Modified:

05 Dec 2022 15:54

Publisher DOI:

10.3205/21gma064

URI:

https://boris.unibe.ch/id/eprint/160676

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