Variation und Wandel in der Morpho-Syntax der (bundes)deutschen Regionalsprachen

Pheiff, Jeffrey; Kasper, Simon (5 October 2021). Variation und Wandel in der Morpho-Syntax der (bundes)deutschen Regionalsprachen (Unpublished). In: 10. Nachwuchskolloquium des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung (VndS). Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. 04.–06.10.2021.

Im Rahmen des Langzeitprojekts Regionalsprache.de (REDE) wird die (Morpho-)Syntax der Regionalsprachen des Deutschen erstmals flächendeckend für die gesamte Bundesrepublik Deutschland erhoben. Die geographische Variation (morpho-)syntaktischer Variablen ist zwar mittlerweile gut untersucht, da die Dialektsyntax in den letzten zwanzig Jahren einen großen Aufschwung erlebt hat, doch gibt es einen „hohen Dokumentationsbedarf“ für syntaktische Varianten, der nach wie vor für einige Dialektgebiete im deutschsprachigen Raum besteht (Fleischer 2019: 636). Allerdings sind es nicht nur die Dialekte, die regionale Variation aufweisen. Die empirische Erforschung der vertikalen Dimension steht weitgehend noch aus (vgl. aber Kallenborn 2019). Dabei wird auf das Desiderat einer Erhebung der regionalen Syntax vom Dialekt bis zur Standardsprache seit mindestens den 1980er Jahren immer wieder hingewiesen (z. B. Henn-Memmesheimer 1989: 171, Kallenborn 2019: 47, u. a.). An dieses Desiderat knüpft unser Vorhaben an.
Mit einem mehrteiligen Onlinefragen werden Sprachdaten zur (Morpho-)Syntax erhoben. Sprecher:innen unterschiedlichen sozio-demographischen Profils aus der gesamten Bundesrepublik Deutschland können die Fragebogen für ihre vertrauteste Varietät (d. h. Dialekt, regional geprägte Alltagssprache oder Hochdeutsch) ausfüllen. Dabei werden die Stimuli auf Hochdeutsch präsentiert und in einem konkreten Verwendungskontext eingebettet. Mittlerweile liegen mehrere Tausend ausgefüllte Fragebogen aus vier Erhebungsrunden vor (zur Methode s. Kasper & Pheiff 2019).
Im Vortrag werden Ergebnisse zu zwei Phänomenbereichen präsentiert: Präteritumschwund und Präpositionaladverbien. Zum Präteritumschwund zeigen wir die Auswertungsergebnisse von fünf Aufgaben zu den Verben: kommen, wohnen und bauen, die anhand unterschiedlicher Methoden erhoben wurden (Multiple-Choice- vs. Übersetzungsaufgabe), und die sich hinsichtlich Frequenz und morphologischer Eigenschaften unterscheiden. Die Resultate zeigen u. a., dass die Häufigkeit der Präteritumformen bei allen Aufgaben vom Dialekt zum Hochdeutschen ansteigt, dass Präteritumformen – in Übereinstimmung mit Erwartungen – eher beim tokenfrequenten Verb kommen belegt sind und dass in methodologischer Perspektive der Aufgabentyp keine Rolle bei der Wahl von Präteritum- und Perfektformen spielt. In der Kurzzeitdiachronie können wir darüber hinaus den Rückgang von Präteritumformen in allen drei untersuchten Varietäten beobachten. In der zweiten Teilstudie werden Auswertungsergebnisse zu zwei Aufgaben über die Präpositionaladverbien davon und daran präsentiert. Vor dem Hintergrund, dass die Realisierungsvarianten der Präpositionaladverbien davon abhängen, ob die zugehörige Präposition konsonantisch oder vokalisch anlautet, erwarten wir Differenzen in der Tokenfrequenz und räumlichen Verbreitung der Varianten. Die Ergebnisse zeigen beim Präpositionaladverb davon eine Zunahme der regionalen und standardsprachlichen Varianten da...von bzw. davon vom Dialekt zum Hochdeutschen. Beim Präpositionaladverb daran lässt sich ein Anstieg in der Tokenfrequenz der regionalen Variante da...dran zuungunsten der standardsprachlichen Variante daran vom Dialekt zum Hochdeutschen konstatieren. Die Zunahme der Variante da...dran in der Vertikale geht zudem mit einer horizontalen Ausbreitung vom Süden nach Norden einher. Damit können wir eine „Funktionsaufteilung“ beobachten, bei der sich jeweils die gesplittete Variante (= da...von) bei konsonantisch anlautenden und die gesplittete/reduplizierte Variante (= da...dran) bei vokalisch anlautenden Präpositionen etablieren.

Item Type:

Conference or Workshop Item (Speech)

Division/Institute:

06 Faculty of Humanities > Department of Linguistics and Literary Studies > Institute of Germanic Languages

UniBE Contributor:

Pheiff, Jeffrey Alan

Subjects:

400 Language > 410 Linguistics
400 Language > 430 German & related languages

Language:

German

Submitter:

Jeffrey Alan Pheiff

Date Deposited:

17 Mar 2022 04:10

Last Modified:

05 Dec 2022 16:10

URI:

https://boris.unibe.ch/id/eprint/166069

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