Gianola, Giada; Gerber, Marlène; Wyss, Dominik (2021). Ergebnisbericht zur Könizer Demokratiefabrik 2021 Bern: Institut für Politikwissenschaft - Universität Bern
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Zwischen dem 14. Juni und dem 4. Juli 2021 konnten zufällig ausgewählte Könizer Wahlberechtigte im Rahmen eines wissenschaftlichen Pilotprojektes auf einer eigens dafür entwickelten Online-Plattform, der «Demokratiefabrik», den smartvote-Fragenkatalog für die Könizer Gemeindewahlen vom 26. September 2021 gestalten. Die Online-Wahlhilfe von smartvote erlaubt es den Wahlberechtigten, ihre Positionen mit denjenigen der Kandidierenden zu vergleichen. Mit der Demokratiefabrik entwickelten Forschende am Institut für Politikwissenschaft an der Universität Bern im Rahmen eines vom Nationalen Forschungsprogramm 77 «Digitale Transformation» unterstützen Projektes ein neues, digitales Beteiligungsformat, das Bürgerinnen und Bürgern eine autonome Rolle in einem demokratischen Prozess einräumt. Im Unterschied zu sozialen Medien bedient sich die Demokratiefabrik diverser Mechanismen, die darauf abzielen, den Austausch zwischen unterschiedlichen Positionen zu fördern und eine möglichst breit abgestützte Beteiligung zu erzielen – insbesondere der Mechanismus der Zufallsauswahl kommt auf der Online-Plattform mehrfach zum Zug.
Von den 9'000 zufällig aus dem Wahl- und Stimmregister ausgelosten Personen beteiligten sich 1'078 Könizerinnen und Könizer mindestens einmal aktiv in der Demokratiefabrik. Etwas über die Hälfte der Teilnehmenden hat sich ferner an einem Begutachtungsverfahren beteiligt, das als Qualitätssicherung für die Fragen eingesetzt worden ist. 201 Personen haben Diskussionsbeiträge verfasst und 108 Teilnehmende haben einen Antrag für eine neue Frage oder für eine Verbesserung einer bestehenden Frage erstellt. Im Vergleich mit bestehenden Studien ist die Beteiligungsquote von 12 Prozent hoch und die Teilnehmenden der Könizer Demokratiefabrik waren überdurchschnittlich engagiert.
Nach Beendigung der Demokratiefabrik verblieben 100 Fragen von Teilnehmenden neben 40 Fragen der lokalen Parteien – diese erhielten im Vorfeld die Möglichkeit, Fragen für die Demokratiefabrik vorzuschlagen – im Rennen um einen Platz im smartvote-Fragebogen. Über die definitive Auswahl der Fragen entschieden die auf der Demokratiefabrik abgegebenen Bewertungen der Teilnehmenden. Von den 52 definitiven Fragen für den smartvote-Fragenkatalog stammen schliesslich 32 von Teilnehmenden der Demokratiefabrik und 20 aus der Feder von lokalen Parteien.
Erste Auswertungen zeigen, dass das Teilnehmerfeld divers war. So haben sich annähernd so viele Frauen wie Männer beteiligt. Auch hat das neue digitale Beteiligungsformat nicht nur die junge Bevölkerung erreicht: Mit Ausnahme von Personen über 75 Jahren waren alle Altersgruppen gut vertreten. Im Vergleich zur Zufallsstichprobe etwas untervertreten waren Personen aus den ländlicheren Teilen von Köniz. Personen mit tieferem politischen Interesse oder Vertrauen in die politischen Institutionen sowie auch Personen aus dem rechten
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politischen Spektrum waren in der Demokratiefabrik untervertreten. Dies stimmt mit den Erfahrungen bei politischen Umfragen überein, bei denen dieselben Personengruppen aus verschiedenen Gründen schwieriger zur Teilnahme zu bewegen sind. Dennoch vermochte die Demokratiefabrik in erster Linie Bürgerinnen und Bürger ohne politisches Mandat oder Parteimitgliedschaft zu erreichen. Fast die Hälfte der Teilnehmenden gab ferner an, keiner Partei sehr oder eher nahe zu stehen. Insgesamt ähnelt das Profil der Teilnehmenden demjenigen der Personen, die smartvote auch häufig als Wahlempfehlung nutzen.
Die im Nachgang der Demokratiefabrik durchgeführte Evaluation, die vom 6. Juli bis 25. Juli 2021 lief (N=425), ergab, dass Teilnehmende die zusätzliche Mitsprachemöglichkeit geschätzt haben. Rückmeldungen lassen jedoch auch vermuten, dass die den Teilnehmenden übertragenen Aufgaben als relativ anspruchsvoll wahrgenommen wurden. Teilnehmende hätten zum Teil gerne mehr Zeit für die Erarbeitung des Fragebogens zur Verfügung gehabt. Nach der Demokratiefabrik zeigten sich Teilnehmende häufiger als zuvor der Meinung, dass die Digitalisierung für die Demokratie Chancen berge.
Die im Rahmen des Pilotprojektes erhobenen Daten werden nun vom Forschungsteam im Detail ausgewertet und analysiert, um daraus Schlussfolgerungen für künftige Projekte zu ziehen.
Item Type: |
Report (Report) |
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Division/Institute: |
03 Faculty of Business, Economics and Social Sciences > Social Sciences > Institute of Political Science |
UniBE Contributor: |
Gianola, Giada, Gerber, Marlène, Wyss, Dominik |
Subjects: |
300 Social sciences, sociology & anthropology > 320 Political science |
Publisher: |
Institut für Politikwissenschaft - Universität Bern |
Funders: |
[42] Schweizerischer Nationalfonds |
Language: |
German |
Submitter: |
Giada Gianola |
Date Deposited: |
29 Mar 2023 12:20 |
Last Modified: |
02 Oct 2023 16:15 |
BORIS DOI: |
10.48350/180927 |
URI: |
https://boris.unibe.ch/id/eprint/180927 |