Baisch, Claudius Immanuel; Rekatzky, Ingo; Schleiner, Torben; Beck, Anna Maria; Jurado, Estrella (30 September 2022). theater // geschichte // machen. Zum Verhältnis von Geschichte und Theater (Unpublished). In: "Matters of Urgency" (15. Kongress der Gesellschaft für Theaterwissenschaft). Berlin. 28. September - 01. Oktober 2022.
Angesichts virulenter Erfahrungen politischer wie kultureller Krisen stellt sich die dringliche Frage, inwiefern eine Auseinandersetzung mit vermeintlich gesicherten historischen Prozessen zu einer kritischen (Selbst-)Reflexion der eigenen Gegenwärtigkeit beitragen kann. Anknüpfend an Reinhart Koselleck, dass im 18. Jahrhundert die Probleme beginnen, mit denen wir uns auch heute noch auseinandersetzen müssen, untersucht der Forumsbeitrag grundlegende wie ambivalente politische, soziokulturelle und nicht zuletzt anthropologisch-philosophische Neuordnungen ,des’ Wissens über ,den’ Menschen im Kontext bürgerlich vereindeutigender Reformen der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Aus transdisziplinärer Perspektive einer akteurbezogenen historischen Anthropologie werden Schlaglichter auf theaterwissenschaftlich bisher kaum beachtete Schauplätze geworfen. An diesen lässt sich eine enge wie folgenreiche Verzahnung von theatralen Praktiken und wirkungsmächtigen, gleichzeitig widersprüchlichen soziokulturellen Diskursen ablesen. Dazu betrachten die Beiträge den Konvergenzvorgang von (Universal-)Geschichte und (National-)Theater sowie beider identitätspolitischer ,Leistungsauftrag‘ ebenso wie die funktionalisierende (Neu-)Konzeption von Theater entlang medizin- wie ordnungspolitischer Diskurse. Hieran anknüpfend werden die unterschiedlichen Praktiken und Strategien der theatral-artifiziellen Konstitution des prekären bürgerlichen Selbst fokussiert sowie dessen Abgrenzung zum ,Fremden’ und zum ,Anderen’, nicht zuletzt in der lebensweltlichen Repräsentation. Der Forumsbeitrag begibt sich auf Spurensuche nach den komplexen wie uneindeutigen theatralen Praktiken und Diskursen, die im Zeitalter der Singularisierungen nicht unerheblich zur Neudefinition von ,Identität’, ,Wahrheit’ und ,Natur’ beigetragen haben – so wie sie auch gegenwärtig weithin unhinterfragt als Narrative in einer diversen Gesellschaft nachwirken. Die Revision gängigen Wissens über das vermeintlich Bekannte und eine damit einhergehende kritisch historisierende (Selbst-)Reflexion des scheinbar Gesicherten im Hier und Jetzt werfen die Frage auf, inwiefern Themenfelder, Methoden und Theorien der Theatergeschichtsforschung zur dringlichen Profilierung einer gegenwartsbezogenen Theaterwissenschaft beitragen können.
Item Type: |
Conference or Workshop Item (Speech) |
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Division/Institute: |
06 Faculty of Humanities > Department of Art and Cultural Studies > Institute of Theater Studies |
UniBE Contributor: |
Baisch, Claudius Immanuel |
Subjects: |
700 Arts > 790 Sports, games & entertainment |
Language: |
German |
Submitter: |
Claudius Immanuel Baisch |
Date Deposited: |
10 Jan 2024 16:49 |
Last Modified: |
10 Jan 2024 16:49 |
Uncontrolled Keywords: |
Theater im 18. Jahrhundert, Geschichtsphilosophie, Geschichtsschreibung, Aufklärung |
URI: |
https://boris.unibe.ch/id/eprint/191400 |