Weltanschauung als Erzählkultur. Zur Konstruktion von Religion und Sozialismus in Staatsbürgerkundeschulbüchern der DDR

Kirsch, Anja (2016). Weltanschauung als Erzählkultur. Zur Konstruktion von Religion und Sozialismus in Staatsbürgerkundeschulbüchern der DDR. Critical Studies in Religion / Religionswissenschaft (CSRRW): Vol. 002. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht

Full text not available from this repository.

Die Dissertation Weltanschauung als Erzählkultur untersucht das Verhältnis von Religion und Sozialismus in Staatsbürgerkundebüchern der DDR. Besondere Bedeutung erhält dabei die Frage nach der Rolle von Erzählungen für die Konstruktion einer sozialistischen Erinnerungskultur: Welche Geschichten wurden in den Lehrbüchern einer sich als nicht religiös verstehenden Moral und Ethik erzählt, um diese zu begründen und zu illustrieren? Das Schulbuch spiegelt sowohl das offiziell genehmigte Wissen über Weltanschauung als auch die Strategien, mit denen der Sozialismus grundlegend als Weltanschauung entworfen werden sollte. Die Umsetzung dieses Anliegens wird in zwei Schritten nachvollzogen: Was wurde als sozialistische Weltanschauung präsentiert (Inhalt)? Wie wurde es präsentiert (Form)? Wie die Untersuchung der Form aufzeigt, sollte die ,Wirksamkeit’ des Sozialismus über Arbeiterheldengeschichten, die Schilderung selbstlosen Handelns einfacher Bürger zum Wohl des Sozialismus oder Geschichten von lebenslangen Freundschaften belegt werden. Literarischen Texteinschüben kam eine Sonderrolle zu. Sie sollten zeigen, dass Sozialismus einen eigenen Wert bildet, der auf den Menschen zurückwirkt. Literatur wurde zur Wirklichkeitsaussage, die die Erfahrungs-, Erinnerungs- und Redehoheit über den Sozialismus erhielt.
Die sozialistische Erinnerungskultur war als Erzählkultur gestaltet, in der die persönliche Erlebbarkeit und Wirksamkeit des Sozialismus über Geschichten und damit über fiktionale Textstrukturen bezeugt werden sollte. Dass diese Strukturen bisweilen als religiös interpretiert wurden, zeigt die wissenschaftliche Debatte über Sozialismus als Religion. Die Untersuchung bezieht hier klar Stellung: Aus religionswissenschaftlicher Perspektive stellt sich die Frage, ob Sozialismus ,tatsächlich’ eine Religion sei, so nicht. Narrative Muster wie jenes der erlebnisbasierten charakterlichen Wandlung sagen zunächst nichts über Inhalte aus. Ihre Struktur ist nicht per se religiös, sondern narrativ: Sie laden den Leser zur Bedeutungsgebung ein.

Item Type:

Book (Monograph)

Division/Institute:

06 Faculty of Humanities > Department of Art and Cultural Studies > Institute for the Science of Religion

UniBE Contributor:

Kirsch, Anja

Subjects:

200 Religion

ISBN:

978-3-525-54049-7

Series:

Critical Studies in Religion / Religionswissenschaft (CSRRW)

Publisher:

Vandenhoeck & Ruprecht

Language:

German

Submitter:

Juliette Marie Hélène Mathier

Date Deposited:

12 Jun 2017 14:01

Last Modified:

05 Dec 2022 15:03

URI:

https://boris.unibe.ch/id/eprint/97157

Actions (login required)

Edit item Edit item
Provide Feedback