Dieses Habilitationsprojekt befasst sich mit der Darstellung von Wasser in viktorianischer Literatur und Kultur. Sein Hauptaugenmerk liegt auf der Frage, was der Umgang mit Wasser im viktorianischen England über die Beziehung zwischen Mensch und Natur aussagt.
Inhalt und Ziele des Forschungsprojektes:
Bisher wurde Wasser in der Literaturwissenschaft hauptsächlich im Sinne der Symbolgeschichte behandelt. Das Ziel dieses Projektes ist es hingegen zu untersuchen, wie Wasser als Materie und als Teil der Umwelt wahrgenommen und diskutiert wird. Das Projekt analysiert dabei die Zirkulation von durch Wasser hervorgerufenen Vorstellungen und Ängsten und untersucht, wie in viktorianischen Wassersdiskursen breitere Themen, die im England des 19. Jahrhunderts virulent waren, aufgegriffen werden. Dazu zählen etwa soziopolitische und ökologische Veränderungen im Zusammenhang mit der fortschreitenden Urbanisierung Englands, sowie das Zusammenspiel zwischen Landschaft und (nationaler) Identität. Thematisch konzentriert sich das Projekt auf drei Bereiche: Wasser und Fortbewegung (Tourismus und Vergnügungsfahrten), Wasser und Umweltverschmutzung (urbane Räume und Gesundheitspolitik) und Wasser und Transgression (Kriminalität und Selbstmord).
Wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Kontext:
Das Projekt verfolgt einen kulturwissenschaftlichen Forschungsansatz und stützt sich auf einen vielfältigen Textkorpus, der literarische und nicht literarische Quellen vereint. Forschungsgegenstand sind kanonische viktorianische Romane, journalistische Pamphlete, medizinische Abhandlungen, sozial- und populärwissenschaftliche Arbeiten und Reiseführer. Das Projekt versteht sich als Teil einer ökologisch orientierten Literaturwissenschaft und trägt zum „material turn“ in den Geisteswissenschaften bei.