Wolfram von Eschenbach, ›Parzival‹. Eine neue textkritische Ausgabe in elektronischer und gedruckter Form

Wolframs von Eschenbach Artusroman ›Parzival‹ gehört zu den bedeutendsten Dichtungen der höfischen Literatur um 1200. Die grundlegende Ausgabe von Karl Lachmann aus dem Jahr 1833, zu ihrer Zeit ein editorisches Meisterwerk, kann gegenwärtigen textkritischen Anforderungen nicht mehr genügen, da sie nur einen Bruchteil der heute bekannten Überlieferungsträger berücksichtigt und die Varianz des mittelalterlichen Textes nur unzureichend dokumentiert. Um der wissenschaftlichen Gemeinschaft eine solide Neuedition zur Verfügung zu stellen, erarbeitet das ›Parzival‹-Projekt deshalb eine Gesamtausgabe nach Fassungen in elektronischer und gedruckter Form. Mit dem vorliegenden Gesuch wird im Rahmen des Formats „Editionen: Full Proposal“ eine vierjährige Förderphase von Dezember 2017 bis November 2021 beantragt, in der das ›Parzival‹-Projekt dem Abschluss nahe gebracht werden soll. Das Projekt der neuen ›Parzival‹-Edition enthält drei Module, die aufeinander aufbauen: (1) Transkription sämtlicher Textzeugen und deren webbasierte Präsentation in Digitalfaksimiles: Dieser besonders personalintensive Teil soll bis Ende 2017 weitestgehend abgeschlossen sein. Für die vierjährige Förderphase 2017–2021 bleiben Arbeiten an der Schlussredaktion der Transkriptionen, welche sich laufend im Zusammenhang mit der Erstellung der Fassungstexte (s.u.) ergeben. (2) Synoptische Edition der vier Fassungstexte: Dieser Teil wird zu Beginn der hier beantragten Förderphase für etwa vier Fünftel der insgesamt 16 Bücher des ›Parzival‹ (Bücher I–II, IV–VI, VIII–XIII, XV–XVI) vorliegen. Die Erstellung der verbleibenden Fassungssynopsen zu den Büchern III, VII und XIV ist für die Förderphase 2017–2021 vorgesehen. Hinzu kommen aufwendige Arbeiten an der Endredaktion der Fassungstexte sowie eine lexikologische Erschliessung von Fassungstexten und Transkriptionen durch Text Mining-Verfahren. (3) Konzentration der synoptischen Edition in einen einzelnen Lesetext auf Grundlage der Gesamtüberlieferung: Für diesen Teil wurde 2014/15 ein Modell entwickelt und in Expertengesprächen beraten, das den Anforderungen an einen solchen Ausgabentyp gerecht werden soll. Die Erarbeitung dieser Editionsform, die als Studienausgabe genutzt werden kann, wird mehrheitlich nach Abschluss der Edition der Fassungstexte erfolgen. Gegebenenfalls besteht zur Fertigstellung dieses Moduls der Bedarf eines zwei- bis dreijährigen Folgeprojekts mit deutlich verminderten personellen Ressourcen. Das Projekt ist international und interdisziplinär vernetzt (u.a. in den Bereichen Digital Humanities, ‚New Stemmatology‘ – Phylogenetic Analysis, automatische Schrifterkennung, Romanistik, Bibliothekswesen) und gut in der Schweizer Forschungslandschaft verankert (u.a. durch Kooperationen mit dem Digital Humanities Lab Basel, mit „e-codices“ und dem Berner Masterprogramm ‚Editionsphilologie‘). Die institutionelle Trägerschaft soll durch die Universität Bern erfolgen.

Id911
Grant Value1049703
Commencement Date / Completion Date1 December 2017 - 31 December 2020
Contributors Prof. Dr. Michael Stolz (Principle Investigator)
PD Dr. Kathrin Chlench-Priber (Co-Investigator)
Dr. Stefan Abel (Co-Investigator)
Dr. Agata Mazurek (Co-Investigator)
Dr. Robert Schöller (Co-Investigator)
Dr. Mirjam Geissbühler (Co-Investigator)
Funders [UNSPECIFIED] Universität Bern, Institut für Germanistik
[42] Schweizerischer Nationalfonds
URIhttp://www.parzival.unibe.ch
KeywordsPhilology (Lachmannian, material) – Synoptic edition – Transmission of manuscripts – Arthurian romance – New Stemmatology – Wolfram von Eschenbach – Historical Document Analysis and Recognition
Publications Stolz, Michael; Viehhauser, Gabriel (2006). Text und Paratext. Überschriften in der Parzival -Überlieferung als Spuren mittelalterlicher Textkultur. In: Lutz, Eckart Conrad (ed.) Text und Text in lateinischer und volkssprachiger Überlieferung des Mittelalters. Freiburger Kolloquium 2004. Wolfram-Studien: Vol. 19 (pp. 317-351). Berlin: Erich Schmidt Verlag
Stolz, Michael (5 April 2018). „The Tolerance of Religious Ambiguity. Reading Wolfram von Eschenbach’s Parzival in a Post-Secular Context“ (Unpublished). In: German Studies. New Perspectives. Mahindra Humanities Center, Harvard University, Cambridge, Mass. 5. April 2018.
Stolz, Michael (6 April 2018). The Parzival Project (Unpublished). In: Digital Humanities. An Afternoon Symposium. Harvard University, Harvard Hall, Cambridge, Mass.. 6. April 2018.
Stolz, Michael (8 March 2018). Der ‚lebende‘ Text. Mutationen in der ›Parzival‹-Überlieferung am Beispiel von Vorlage und Kopie (Handschriften V und V’) (Unpublished). In: Lachmanns Erben. Vom Umgang mit Textvarianz in klassischer Philologie und germanistischer Mediävistik. Wissenschaftskolleg zu Berlin. 08.-09. März 2018.
Griesinger, Christian; Stolz, Michael (2019). Sprachwissenschaftliche Erschließungsmethoden für digitale Editionen mittelhochdeutscher Texte. Das Mittelalter. Perspektiven mediävistischer Forschung, 24(1), pp. 112-128. Akademie Verlag 10.1515/mial-2019-0008
Stolz, Michael (2020). Der ‚lebende‘ Text. Mutationen in der „Parzival“-Überlieferung am Beispiel von Vorlage und Kopie (Handschriften V und V’) (Submitted). Zeitschrift für deutsche Philologie ZfdPh E. Schmidt
Stolz, Michael (2020). The Vulnerable Text. Verwundbarkeit als anthropologisches und textuelles Phänomen in Wolframs ›Parzival‹. In: Bowden, Sarah; Miedema, Nine; Mossman, Stephen (eds.) Verletzungen und Unversehrtheit 
in der deutschen Literatur des Mittelalters. XXIV. Anglo-German Colloquium, Saarbrücken 2015 (pp. 279-299). Tübingen: Narr
Stolz, Michael; Brüggen, Elke (2020). Fassungen, Übersetzung und Kommentar. Profile einer neuen Ausgabe von Wolframs ›Parzival‹. In: Walther von der Vogelweide. Düsseldorfer Kolloquium 2018. Wolfram-Studien: Vol. 26 (pp. 469-491). Berlin: Erich Schmidt Verlag

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