Praktikumskulturen in Dokumenten und Dialogen. Dokumentenanalyse und Ratingkonferenzen als Instrumente zur Erfassung differenter Praktikumskulturen von Lehrerinnen- und Lehrerbildungseinrichtungen

Winkler, Anja; Grüning, Miriam; Hascher, Tina; Rahm, Sibylle (15 February 2018). Praktikumskulturen in Dokumenten und Dialogen. Dokumentenanalyse und Ratingkonferenzen als Instrumente zur Erfassung differenter Praktikumskulturen von Lehrerinnen- und Lehrerbildungseinrichtungen (Unpublished). In: 6. GEBF-Tagung 2018 (Gesellschaft für empirische Bildungsforschung) - "Professionelles Handeln als Herausforderung für die Bildungsforschung". Basel. 15.02-17.02.2018.

In der Lehrerbildungsforschung gelten Praktika als zentrales Element für die Entwicklung professionellen Handelns von Lehrpersonen. Sie unterscheiden sich jedoch wesentlich hinsichtlich ihrer Gestaltung (z. B. Arnold et al., 2011). Neben formalen Unterschieden (z.B. Anzahl, Dauer, Platzierung im Studienverlauf) bestehen Differenzen in den Praktikumskulturen. In Praktikumskulturen spiegeln sich Verhaltenserwartungen und Handlungsorientierungen der beteiligten Akteure wider (Helsper, 2010). Sie stellen deshalb eine wesentliche Grundlage für die Lernerfahrungen der Studierenden dar und müssen in der Interpretation von Forschungsergebnissen berücksichtigt werden. Wenig ist jedoch darüber bekannt, was Praxiskulturen sind und wie sie sich erfassen lassen. Hier setzt unsere Studie an, die sich im Rahmen des binationalen Forschungsprojektes COPRA (Coaching im Praktikum) verortet. Im Projekt COPRA geht es um die Gewinnung von Erkenntnissen zur Wirksamkeit von Coaching in schulpraktischen Studien an mehreren Lehrerbildungsstandorten in der Schweiz und in Deutschland. Die Praktikumskulturen von vier ausgewählten Institutionen wurden anhand zweier qualitativer Methoden untersucht, da sich vor allem qualitative Methoden anbieten, um organisationale Identitäten zu rekonstruieren. (a) Mit Hilfe einer Dokumentenanalyse (N = 34 Dokumente) wurden die spezifischen Rahmenbedingungen untersucht, um die Grundhaltungen und Orientierungen des jeweiligen Standortes zu identifizieren (Mayring, 2002). Im Bereich der schulpraktischen Anteile wurde dabei beachtet, dass diese auf drei Ebenen im Systemzusammenhang gesteuert werden: auf der Makroebene der Ordnungen und Reglemente, der Mesoebene der Organisationseinheit und Praktikumseinrichtungen und auf der Mikroebene der Handlungsanweisungen (Rolff, 2013). (b) Anhand von Ratingkonferenzen mit AkteurInnen der LehrerInnenbildung (N=24 Studierende, N=22 Praxislehrpersonen, N=25 Dozierende) wurden die individuellen Sichtweisen und Orientierungen analysiert und somit die sog. organisationalen Identitäten der Institutionen rekonstruiert. Als eine Kombination aus Kurzfragebogen und Gruppeninterview ermöglicht die Ratingkonferenz eine direkte kommunikative Validierung der zuvor gegebenen Antworten (Keller, Heinemann & Kruse, 2012). Die Vorteile der Kombination von Dokumentenanalysen und Ratingkonferenzen lassen sich aus empirischer Perspektive mit der Triangulation begründen. Das heißt, ein Forschungsgegenstand wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und analysiert. Damit können die Stärken der einzelnen Methoden sich in ihren Stärken ergänzen und die Schwächen können wechselseitig aufgezeigt werden (Flick, 2004). In der Auswertung des Materials zeigt sich, was Fend (2006) unter der „Rekontextualisierung“ versteht: Die in den Dokumenten festgelegten Handlungsanweisungen durch die Institution werden durch ihre jeweiligen AkteurInnen individuell reinterpretiert. Hinweise darauf geben die Aussagen der Dozierenden, Praxislehrpersonen und Studierenden bei den Ratingkonferenzen. Am Beispiel der Mitbestimmung Studierender bei der Praktikumsgestaltung soll gezeigt werden, wie die Kombination beider Methoden und damit unterschiedliches Datenmaterial als Interpretationsgrundlage zur Erstellung von Institutionsprofilen verwendet werden kann.

Item Type:

Conference or Workshop Item (Poster)

Division/Institute:

07 Faculty of Human Sciences > Institute of Education > School and Teaching Research

UniBE Contributor:

Winkler, Anja Verena, Hascher, Tina

Subjects:

300 Social sciences, sociology & anthropology > 370 Education

Language:

German

Submitter:

Michèle Karin Affentranger

Date Deposited:

28 May 2019 09:16

Last Modified:

21 Aug 2024 09:47

URI:

https://boris.unibe.ch/id/eprint/128688

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