Die Pragmatik der Dialogizität in ostslavischen Quellen des Spätmittelalters

Dekker, Simeon (September 2019). Die Pragmatik der Dialogizität in ostslavischen Quellen des Spätmittelalters. In: 13. Deutscher Slavistentag (pp. 86-87). Berlin: Frank & Timme

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Im mittelalterlichen Russland sind zwei Linien pragmatischer Entwicklungen zu beobachten, jeweils in volks- und buchsprachlichen Textdenkmälern. Bisherige Studien haben sich vorwiegend mit der Pragmatik in volkssprachlichen Texten befasst (u.a. in Novgoroder Birkenrinden- und Pergamenturkunden). Demgegenüber beschäftigt sich die vorliegende Fallstudie mit Phänomenen der Pragmatik in buchsprachlichen Texten, und zwar anhand einer Auswahl theologischer Schriften von Iosif Volockij und Maksim Grek (15./16. Jh.).

Es lässt sich zeigen, dass dialogische Merkmale in den volkssprachlichen Texten auf mündliche Gepflogenheiten zurückzuführen sind. In buchsprachlichen Texten ist Dialogizität dagegen ein rhetorisches Mittel, das dem klassischen, biblischen und patristischen Griechisch entlehnt wurde (Diatribe). Dieses Mittel war im ganzen Mittelalter schon aus slavischer Übersetzungsliteratur bekannt, wurde aber erst an der Schwelle zur frühen Neuzeit zum gefestigten Merkmal originaler russischer Texte.

Jahrhunderte nach dem ersten Auftreten in übersetzten Texten wurde die Aufnahme fremder, ‚diatribischer‘ Dialogizität in frühmoderne originale Texte durch die schon bestehenden dialogischen Merkmale der Mündlichkeit in volkssprachlichen Texten erleichtert. Fremde Elemente konnten also leichter dank einem schon existierenden sprachlichen Usus aufgenommen werden.

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