Das Nicht-Hermeneutische und der Fundamentalismus. Schnittflächen zwischen kulturellen und religiösen Valorisierungen des Alphabets

Di Blasi, Luca (2006). Das Nicht-Hermeneutische und der Fundamentalismus. Schnittflächen zwischen kulturellen und religiösen Valorisierungen des Alphabets. Trans. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften(16) Institut zur Erforschung und Förderung österreichischer und internationaler Literaturprozesse

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Lange Zeit konnte von Gebildeten und Intellektuellen eine die Sinndimension vernachlässigende Gebetspraxis als geisttötend, eine Verehrung materieller, heiliger Schriften als Fetischismus und eine strikte Buchstabengläubigkeit als äußerlich, geistlos, partikular abgewertet werden - zugunsten geistiger, inspirierter, lebendiger Interpretationen bzw. religionskritisch im Namen einer universellen Vernunft . Einer solchen Kritik und Abwertung sind auch noch heute orthodoxe, traditionalistische und fundamentalistische Formen der Religiosität ausgesetzt.

Dabei hat sich die Lage seit Hegels Tod grundlegend verändert, seit dem, was einmal die "Zerstörung der Vernunft" genannt wurde und was sich - medien- und kulturgeschichtlich betrachtet - in einen inneren Zusammenhang mit einer zunehmenden Relativierung des Alphabets als Leitmedium der Gutenberggalaxis durch den Aufstieg technischer Kommunikationsmedien stellen lässt. Mit diesem Aufstieg erlangte die Materialität der Kommunikation eine größere Sichtbarkeit und wurde zunehmend breitenwirksam kulturell valorisiert, zuerst in den klassischen Avantgarden und dann, stärker noch, in der Neoavantgarde, in der modernen Medientheorie, in poststrukturalistisch geprägten Arbeiten und schließlich in den heutigen Kulturwissenschaften.

Damit aber ist die klassische Abwertung eines nicht oder nicht vorrangig auf Interpretation ausgerichteten, religiösen Gebrauchs von Texten, wie er gerade in konservativen bis fundamentalistischen Kreisen verbreitet ist, nicht mehr ohne weiteres theoretisch gedeckt, im Gegenteil: Seit der Aufwertung der Materialität der Kommunikation sind neue Schnittflächen und Gemeinsamkeiten zwischen den scheinbar so streng geschiedenen Bereichen eines avancierten Medienverständnisses bzw. der Betonung des Nicht-Hermeneutischen und eines konservativ-religiösen Mediengebrauchs entstanden. Mit diesen Schnittflächen möchte ich mich im folgenden Aufsatz beschäftigen.

Item Type:

Journal Article (Original Article)

Division/Institute:

01 Faculty of Theology > Institute of Systematic Theology
01 Faculty of Theology > Institute of Systematic Theology > Dogmatics and Philosophy of Religion

UniBE Contributor:

Di Blasi, Luca Daniele

Subjects:

200 Religion > 210 Philosophy & theory of religion

ISSN:

1560-182X

Publisher:

Institut zur Erforschung und Förderung österreichischer und internationaler Literaturprozesse

Language:

German

Submitter:

Luca Daniele Di Blasi

Date Deposited:

19 May 2022 11:09

Last Modified:

05 Dec 2022 16:19

Uncontrolled Keywords:

Hermeneutik, Fundamentalismus, Heilige Schrift

URI:

https://boris.unibe.ch/id/eprint/170055

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