Winkel, Mirko; Schurr, Carolin; Perler, Laura; Komposch, Nora (2023). Multisensorik: Globale Intimität multisensorisch erforschen und ausstellen. In: Singer, Katrin; Schmidt, Katharina; Neuburger, Martina (eds.) Artographies – Kreativ-künstlerische Zugänge zu einer machtkritischen Raumforschung. Sozial- und Kulturgeographie: Vol. 59 (pp. 215-228). Bielefeld: transcript
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Eine mexikanische Leihmutter erzählt uns davon, wie gerne sie etwas von dem Baby, das sie vor sechs Monaten für ein homosexuelles Paar aus Spanien ausgetragen hat, hören würde; eine spanische Eizellenspenderin berichtet von den Nebenwirkungen auf ihre Stimmung, die die Hormonstimulationen bei ihr ausgelöst haben; und eine Saisonarbeiterin, die in der spanischen Bee-renindustrie während ihrer Schwangerschaft Pestiziden ausgesetzt war, klagt über chronische Krank-heiten ihres Neugeborenen. Wie können wir als Wissenschaftler:innen die intimen und reproduktiven Erfahrungen dieser Frauen in unserer Forschung empirisch erfassen und ihre Geschichten so erzäh-len, dass ihre Stimmen und Erfahrungen vermittelt werden können? Und wie kann man dabei die re-produktiven Erfahrungen, die intimen Erlebnisse und die Gefühle der Frauen, mit denen wir forschen, mit politischen und ökonomischen Strukturen auf nationaler und globaler Ebene mithilfe einer Aus-stellungspraxis verweben, um zu zeigen, wie sich Intimität und Globalität gegenseitig konstituieren? In diesem Buchbeitrag möchten wir diese Fragen erörtern und dabei zunächst darauf eingehen, wie multisensorische Methoden in der Geographie verhandelt werden und wo wir ihre Grenzen sehen. Mit Bezug auf aktuelle Diskusisonen um kreative Geographien stellen wir dann das mLAB am Geo-graphischen Institut der Universität Bern als einen experimentellen Raum der Begegnung zwischen Kunst und Geographie vor. Anhand zweier Ausstellungsprojekte zeigen wir exemplarisch wir, wie wir an dieser Schnittstelle gearbeitet haben, um unsere Forschungsergebnisse auf multisensorische Art und Weise der Öffentlichkeit zu präsentieren. In der Konklusion und auf Basis dieser Expertise dis-kutieren wir schließlich das Potenzial von Ausstellungen als artographische Praxis.