Opere fatte di scultura da Pietro Bracci - Skulptur im Kontext des römischen Settecento

Haist, Iris (2015). Opere fatte di scultura da Pietro Bracci - Skulptur im Kontext des römischen Settecento. (Dissertation, Universität Bern, Philosophisch-historische Fakultät)

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Die vorliegende Dissertation behandelt monografisch den Bildhauer Pietro Bracci (1700–1773) im Kontext der römischen Skulptur des 18. Jahrhunderts. Der Text der Dissertation gliedert sich in vier Teile, wobei zwei den Schwerpunkt auf seiner Verankerung in der Zeit und der Kunstwelt des römischen Settecento und die letzten beiden auf Braccis Technik, Stil und den Neuerungen haben, jedoch immer im Kontext des Spätbarock.
Auf den Textteil folgt ein ausführlicher Catalogue raisonné mit allen bekannten gesicherten, bzw. von der Autorin als gesichert anerkannten Werken der Bildhauerei, seien sie noch existent oder verloren, mit den dazugehörigen Zeichnungen, Modellen und Stichen. Auf spekulative oder unter dem Deckmantel der Stilanalyse leichtfertig getroffene Zuschreibungen wurde in dieser Arbeit verzichtet. Der Katalog war nötig, da die bisher veröffentlichten Werklisten mittlerweile nicht mehr dem neuesten Stand der Forschung entsprechen, einige Werke hinzugefügt, andere wiederum abgesprochen werden mussten.
Ziel der vorliegenden Dissertation ist es, eine umfassende und zeitgemäße Monografie über die Skulpturen und die dazugehörigen Entwürfe und Modelle einer oft, aber bisher zu oberflächlich behandelten Künstlerpersönlichkeit im direkten Vergleich zu seinen Zeitgenossen zusammenzustellen. Der Fokus lag dabei nicht primär auf den persönlich-biografischen als eher auf den stilistisch-formalen Eigenschaften der Werke Braccis. Sie ist demnach auch nicht, wie in der Vergangenheit geschehen, strikt chronologisch aufgebaut, das übernimmt schließlich der angehängte Katalog, sondern nach Überbegriffen, die die wichtigsten Eckpfeiler in Braccis OEuvre benennen. Braccis Ruhm geriet nach seinem Tod, besonders durch die sozialen und kulturellen Umstände am Übergang zur Epoche des Klassizismus teilweise in Vergessenheit. Es ist nun an uns, sein Erbe genauer zu studieren und wieder im Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit zu verankern.
In vielen Fällen war Bracci der ausführende Bildhauer, welcher nach dem disegno anderer Künstler, meist Architekten, arbeitete. Bisher wurde der Grad der geistig-schöpferischen Partizipation Braccis oft als sehr gering und seine Leistung als eine rein handwerkliche eingestuft. Diese Annahme wird in dieser Dissertation anhand von Stil- und Formvergleichen, Entstehungskontexten und Archivdokumenten widerlegt und gezeigt, dass Bracci oft nur groben Kompositionsrichtlinien unterlag und sonst die größte künstlerische Freiheit genoss. Des Weiteren werden typische Grundlinien Braccis in Stil und Form herausgearbeitet, wie z.B. die für ihn typische Einpassung und Unterordnung seiner Skulpturen in bzw. unter die sie determinierende, architektonische Struktur oder seine kraftvollen Körper, die sich von denen seiner Zeitgenossen unterscheiden und doch den Schönheitsidealen der Akademien unterliegen. Mehrere bisher unbekannte Auftragszusammenhänge konnten geklärt oder richtiggestellt werden. Zum ersten Mal wird hier die verloren geglaubte und neuerdings im Ashmolean Museum in Oxford wiederentdeckte Handschrift Braccis über die Obelisken in Rom und ihre Hieroglyphen näher beleuchtet und damit gezeigt, dass Bracci nicht nur der stumpfe Handwerker war, für den er lange gehalten wurde, sondern ein vielseitig gebildeter Angehöriger seiner Gesellschaft. Die bisher im Dunklen gebliebenen letzten Arbeitsjahre konnten beleuchtet und einige Tätigkeiten, wie etwa der Handel mit Kunst in kleinerem Stil, können seinem Arbeitsleben hinzugefügt werden. Es entstand ein präziseres, umfassenderes und interessanteres Bild des Künstlers und seiner Stellung im Rom des 18. Jahrhunderts.
Was Bracci ganz besonders unter seinen Zeitgenossen auszeichnete ist, dass sich der Stil, aber auch die Qualität seiner Werke, seien es nun Skulpturen oder Grabmonumente, über die gesamte Schaffenszeit kaum veränderte. Dies führte zu einem Image der Solidität und Vertrauenswürdigkeit, die ihm u.a. das Wohlgefallen der Päpste einbrachte, vor allem Benedikt XIV. und Clemens XIII., deren besonderer Schützling er war. Es konnte auch gezeigt werden, dass Bracci zudem Hilfestellung von Seiten mächtiger Kardinäle, vor allem von Annibale Albani, bekommen hatte und deshalb, auch ohne aktives Werben seinerseits, zu wichtigen Aufträgen kam. Sollte man den Stil Braccis benennen, so würde der Begriff „Spiritueller Monumentalismus“ am besten passen. Damit wäre sowohl der kraftvollen, monumentalen Figurenbildung, als auch seinen teilweise wie entmaterialisiert wirkenden Tugenden mit dem nach oben gerichteten, ins Leere gehenden Blick Rechnung tragen. Dass er eben nicht der oftmals deklarierte Bildhauer des römischen Rokoko war, wurde zur Genüge betont und ausgeführt.
Im Überblick kann festgestellt werden, dass Pietro Bracci zwar nicht der große Neuerer für die Kunstgeschichtsschreibung des römischen Settecento war, dass er aber wichtige Schritte auf dem Weg getan hatte, den Antonio Canova kurz darauf so konsequent verfolgte. In einer Zeit des sozialen und künstlerischen Übergangs war Bracci ebenfalls ein Grenzgänger, der innerhalb der Tradition immer wieder über die gewohnten Schwellen trat.

Item Type:

Thesis (Dissertation)

Division/Institute:

06 Faculty of Humanities > Department of Art and Cultural Studies > Institute of Art History

UniBE Contributor:

Gramaccini, Norberto Giov.P.

Subjects:

700 Arts

Language:

German

Submitter:

Igor Peter Hammer

Date Deposited:

17 Mar 2017 16:51

Last Modified:

05 Dec 2022 15:04

URN:

urn:nbn:ch:bel-bes-2729

Additional Information:

e-Dissertation (edbe)

BORIS DOI:

10.7892/boris.97590

URI:

https://boris.unibe.ch/id/eprint/97590

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