Eine Langzeitintervention zur Förderung der Motivation im Mathematikunterricht

Brandenberger, Claudia; Moser, Nicole; Hascher, Tina (27 June 2017). Eine Langzeitintervention zur Förderung der Motivation im Mathematikunterricht (Unpublished). In: SGBF Kongress - "LernZeiten – Zeit für Bildung und Erziehung?". Fribourg, Schweiz. 26.-28.06.2017.

Es ist ein wiederholt bestätigter Befund, dass die Lernmotivation über die Sekundarschulzeit, insbesondere im Fach Mathematik, abnimmt. Erklärungsansätze für diesen Rückgang bieten z.B. die Stage-Environment-Fit-Theorie (Eccles et al., 1993) oder die Theorie der Selbstbestimmung (Deci & Ryan, 2002). Beide Theorien verbindet die Annahme, dass der Rückgang mit einer mangelnden Passung zwischen den psychologischen Bedürfnissen der Jugendlichen (das Erleben von Autonomie, Kompetenz und sozialer Einbindung) und den Anforderungen der Schule zusammenhängt. Entsprechend besteht ein zentraler Ansatzpunkt für Interventionen darin, diese Passung zu verbessern. Konkret bedeutet dies, Schüler/innen im kompetenten Umgang mit den schulischen Anforderungen und den damit einhergehenden emotionalen und motivationalen Herausforderungen zu fördern sowie Lehrpersonen für autonomie- und kompetenzerwerbunterstützenden Unterricht zu sensibilisieren. Zwar gab es in den letzten Jahrzehnten verstärkte Bemühungen, um diesem Motivationsrückgang entgegenzuwirken, ins-gesamt jedoch unterliegen bisherige Interventionen diversen Limitationen (kürzere zeitliche Reichweite und kurzfristige Effekte; mangelnde Beachtung von Schüler/innen-Lehrer/innen-Interaktionen; Vernachlässigung differenzierender Interventionsprogramme). Um die Motivation, die sich gerade bei Sekundarschüler/innen durch die langjährige Erfahrung mit Schule und Unterricht habitualisiert hat, positiv beeinflussen zu können, müssen längerfristige Interventionen umgesetzt werden (Gläser-Zikuda, 2010).
Hier setzt das vom Schweizerischen Nationalfond geförderten Projekt „EMo-Math“ an, dessen Ziel es ist, verschiedene Möglichkeiten der Intervention anhand eines quasi-experimentellen Prä-Post-Follow up-Designs zu überprüfen. Die Intervention ist über einen Zeitraum von 2 Schuljahren (7. Schuljahr 2015/16 und 8. Schuljahr 2016/17) angelegt und richtet sich an Schüler/innen, die in Mathematik das niedrigste Anforderungsniveau (Realniveau) besuchen, da diese eine Risikogruppe im Hinblick auf den Motivationsrückgang darstellen. Überprüft werden die Effekte von zwei Interventionsprogrammen, die sich entweder an Schüler/innen (Schüler/innen-Treatment: 8 Klassen) oder an Schüler/innen und ihre Mathematiklehrpersonen (kombiniertes Treatment: 8 Klassen) richten, im Vergleich zur Entwicklung von Lernfreude und Motivation in der Kontrollgruppe (6 Klassen). Die Interventionen verfolgen das Ziel, die positive Entwicklung von Emotionen und Motivation in Mathematik zu unterstützen. Die Schülerworkshops finden im regulären Klassenkontext statt und beinhalten z.B. Motivierungs- und Lern-strategien, Lernziele, Nützlichkeit von Mathematik und der Umgang mit eigenen Emotionen. Inhalte der Workshops für Lehrpersonen sind z.B. Formen der Motivationsunterstützung im Rahmen der Selbstbestimmungstheorie und der Umgang mit Schüleremotionen.
Die Ergebnisse des ersten Interventionsjahres (7. Schuljahr, 2015/2016) zeigen, dass Schüler/innen der kombinierten Interventionsgruppe (Schüler/innen und Lehrpersonen) eine positive Entwicklung in der selbstbestimmten Lernmotivation, der Lernfreude und dem Selbstkonzept aufweisen, während es in der Kontrollgruppe keine bedeutsamen Veränderungen von Prä- zu Posterhebung gibt. Entgegen den Erwartungen zeigt sich in der Schüler/innen-Interventionsgruppe eine negative Entwicklung in der selbstbestimmten Motivation und in der Lernfreude. Die Ergebnisse werden vorgestellt und mit Bezug auf die Selbstbestimmungstheorie und Stage-Environment-Fit Theorie sowie unter Berücksichtigung des Faktors Zeit diskutiert.

Item Type:

Conference or Workshop Item (Speech)

Division/Institute:

07 Faculty of Human Sciences > Institute of Education > School and Teaching Research

UniBE Contributor:

Brandenberger, Claudia Cristina, Moser, Nicole, Hascher, Tina

Subjects:

300 Social sciences, sociology & anthropology > 370 Education

Language:

German

Submitter:

Michèle Karin Affentranger

Date Deposited:

12 Mar 2018 16:52

Last Modified:

21 Aug 2024 09:47

URI:

https://boris.unibe.ch/id/eprint/107805

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