Die Bedeutsamkeit der Lehrperson im Hinblick auf die Förderung der Motivation im Mathematikunterricht auf der Sekundarstufe I

Moser, Nicole; Brandenberger, Claudia; Hascher, Tina (16 February 2018). Die Bedeutsamkeit der Lehrperson im Hinblick auf die Förderung der Motivation im Mathematikunterricht auf der Sekundarstufe I (Unpublished). In: 6. GEBF-Tagung 2018 (Gesellschaft für empirische Bildungsforschung) - "Professionelles Handeln als Herausforderung für die Bildungsforschung". Basel. 15.02-17.02.2018.

Theoretischer Hintergrund Ein wiederholt bestätigter Befund in der empirischen Bildungsforschung ist die Abnahme der Lernmotivation und -freude über die Sekundarschulzeit, insbesondere im Fach Mathematik (z.B. Fend, 1997). Erklärungsansätze für diesen Rückgang bieten z.B. die Stage-Environment-Fit-Theorie (Eccles et al.,1993) oder die Theorie der Selbstbestimmung (Deci & Ryan, 2002). Beide Theorien verbindet die Annahme, dass der Rückgang mit einer mangelnden Passung zwischen den psychologischen Bedürfnissen der Jugendlichen (das Erleben von Autonomie, Kompetenz und sozialer Einbindung) und den Anforderungen der Schule zusammenhängt. Entsprechend besteht ein zentraler Ansatzpunkt für Interventionen darin, diese Passung zu verbessern. Konkret bedeutet dies, Schüler/innen im kompetenten Umgang mit den schulischen Anforderungen und den damit einhergehenden emotionalen und motivationalen Herausforderungen zu fördern sowie Lehrpersonen als Schnittstelle zu ebendieser Passung im Hinblick auf autonomie- und kompetenzerwerbunterstützenden Unterricht zu sensibilisieren. Bisher fehlen jedoch Studien, die überprüfen, ob und wie dem o.g. Rückgang entgegengewirkt werden kann und welche Rolle die Lehrperson dabei spielt. Fragestellung und Methode An dieser Stelle setzt das vom Schweizerischen Nationalfond geförderten Projekt „EMo-Math“ (Nr. 100019_156710) an, dessen Ziel es ist, verschiedene Möglichkeiten der Prävention und Intervention anhand eines quasi-experimentellen Prä-Post-Follow up-Designs zu überprüfen. Die Intervention ist über einen Zeitraum von 2 Schuljahren (7. Schuljahr 2015/2016 und 8. Schuljahr 2016/2017) angelegt und richtet sich an Schüler/innen, die in Mathematik das niedrigste Anforderungsniveau (Realstufe in der Schweiz; entspricht Hauptschulstufe in Deutschland) besuchen, da diese eine Risikogruppe im Hinblick auf den Motivationsrückgang darstellen. Überprüft werden die Effekte von zwei Interventionsprogrammen, die sich entweder an Schüler/innen (Schüler/innen-Treatment: 8 Klassen) oder an Schüler/innen und ihre Mathematiklehrpersonen (kombiniertes Treatment: 8 Klassen) richten, im Vergleich zur Entwicklung von Lernfreude und Motivation in der Kontrollgruppe (6 Klassen). Weiter sollen differentielle Effekte für diverse Subgruppen (z.B. Geschlecht) untersucht werden. Die beiden Interventionsprogramme (Schüler/innen-Treatment und kombiniertes Treatment) verfolgen das Ziel, die positive Entwicklung von Emotionen und Motivation der Schüler/innen in Mathematik zu unterstützen. Die Schüler/innenworkshops finden im regulären Klassenkontext statt und beinhalten z.B. Motivierungs- und Lernstrategien, Lernziele, Nützlichkeit von Mathematik und der Umgang mit eigenen Emotionen. Inhalte der Workshops für Lehrpersonen sind z.B. Formen der Motivationsunterstützung im Rahmen der Selbstbestimmungstheorie (Autonomieerleben, Kompetenzunterstützung, soziale Einbindung) und der Umgang mit Schüleremotionen. Die Wirksamkeit der Treatments wird anhand von schriftlichen Befragungen der Schüler/innen und Lehrpersonen sowie Leistungstests der Schüler/innen überprüft. Als domänenspezifische, abhängige Variablen dienen die motivationalen Orientierungen, die Emotionen und Mathematikleistungen der Schüler/innen sowie die selbst- und fremdeingeschätzte Unterrichtsqualität der Lehrpersonen. Ergebnisse Die Ergebnisse des ersten Interventionsjahres (7. Schuljahr, 2015/2016) zeigen, dass Schüler/innen der kombinierten Interventionsgruppe (Schüler/innen und Lehrpersonen) eine positive Entwicklung in der selbstbestimmten Lernmotivation, der Lernfreude und dem Selbstkonzept aufweisen, während es in der Kontrollgruppe keine bedeutsamen Veränderungen von Prä- zu Posterhebung gibt. Entgegen den Erwartungen zeigt sich in der Schüler/innen-Interventionsgruppe eine negative Entwicklung in der selbstbestimmten Motivation und in der Lernfreude. Die Ergebnisse betonen die Bedeutsamkeit der Lehrperson im Hinblick auf die Motivation der Schüler/innen. Im Vortrag werden deshalb mit besonderem Blick auf die Inhalte der Interventionsworkshops für die Lehrpersonen Impulse für die Professionalisierung von (angehenden) Lehrkräften diskutiert.

Item Type:

Conference or Workshop Item (Speech)

Division/Institute:

07 Faculty of Human Sciences > Institute of Education > School and Teaching Research

UniBE Contributor:

Moser, Nicole, Brandenberger, Claudia Cristina, Hascher, Tina

Subjects:

300 Social sciences, sociology & anthropology > 370 Education

Language:

German

Submitter:

Christine Alexandra Röthlisberger

Date Deposited:

28 May 2019 10:28

Last Modified:

05 Dec 2022 15:27

URI:

https://boris.unibe.ch/id/eprint/128695

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